Bowmore 1956 (Soffiantino)

Name Bowmore Single Malt Whisky Bowmore 1956, Soffiantino
Alter keine Angabe (destilliert 1956)
Alkohol 43 %
Abfüller Bowmore (für Soffiantino)
Lagerung Sherryfässer
Sonstiges Nicht kühlgefiltert, kein Farbstoff
Region Islay
Kategorie Handwerkskunst

Farbe Dunklerer Bernstein
Geruch Fruchtig-würzig, ja was ist denn das für eine Explosion bei 43%?, ein unglaublicher Fruchtpunsch mit Sekt, spritzig, säuerlich, viele frische und helle Früchte (Traube, Apfel, Stachelbeere, Mandarine, Aprikose…), ein Schuss Rum, dann legen sich alte Bücher, Heu und leichter Rauch dahinter, Muskat, etwas Karamell und Vanille, die Früchte werden ein wenig reifer und süßer, trockenes Laubholz, sanfte Minze, Mischung aus Sekt und Eiswein, mineralisch-salzig und immer noch fruchtsüß
Geschmack Fruchtig-salzig, süße Frucht (etwas exotischer als in der Nase), mineralisch-salzig, leicht brennendes Prickeln, wieder zurück zu den helleren Früchten, englische Orangen-‚marmelade‘, dann wieder etwas Rauch, Pfefferminz, ganz schwache nussige Bitterkeit, immer noch diese säuerlich-mineralische Frische, recht ölig
Finish Mittellang, Pfefferminz (mit und ohne ‚minz‘), (Lagerfeuer?)Rauch, frisches Nadelholz, Spuren von Tomatenpflanzenstengeln, sehr frisch doch ohne die häufig rein ätherischen Noten, getreidig, etwas Maische, ein wenig fruchtige Bitterkeit, weit weniger Frucht als zuvor

Aromen Frucht Getreide Süße Holz Würze Alkohol Rauch

Mein Fazit Heute war einmal ein echte Rarität dran. Warum? Es gab keinen besonderen Anlass, keinen runden Geburtstag und meine 500sten Notes sind auch erst in 27 Drams dran. Mir war heute einfach danach. Vor mehr als 60 Jahren destilliert, danach geschätzte 30 Jahre im Fass (so plus-minus), noch einmal die gleiche Zeit in der Flasche und heute in meinem kleinen Glencairn. Ein wenig ehrfürchtig bin ich dieses Sample angegangen. Aber nicht vorsichtig, wie mein erster Nasenkontakt bezeugen kann. Wow, was haben diese 43% eine Kraft. Das muss man heute erst einmal hinbekommen. Zudem diese Fruchtaromen in Intensität und Vielfalt, unterlegt von allem was einen Whisky ausmacht (oder ausmachen kann). Man könnte die Nase aber genau deshalb als eintönig beschreiben. Die Frucht ist sehr dominant (auch noch nach mehr als einer Stunde im Glas!), doch dann hätte man nicht richtig hinter der Fassade gerochen. Allerdings ist der Aromenwandel mit der Zeit wirklich nicht der Rede wert. Das Spiel setzt sich im Mund fort. Die Frucht dominiert, der Alkohol, das Salz, der Rauch, die Fülle, die Süße und die Frische eskortieren und harmonieren. Bis dahin sehr interessant und nicht minder lecker. Den Abgang würde ich dann anders beschreiben. Weil er anders ist, so ganz anders als man (= ich) es von neueren Destillaten (und man muss dafür nicht einmal die 1970er verlassen) gewohnt ist. Der Dram bleibt so frisch wie im Mund, geprägt von Pfeffer und Minze. Es gibt kaum Zeichen von Bitterkeit bei diesem (vermuteten) Alter, stattdessen zeigen sich mir Getreidearomen.

Es ist schon lange her, dass ich mich einen ganzen Abend mit 2cl beschäftigt habe. Dieser Dram war es wert, auch wenn er den ganz großen Durchbruch auf meiner Skala nicht geschafft hat. Dafür bin ich wohl schon zu sehr durch die Malts der neueren Zeit geschädigt…

Vielen Dank für das Erlebnis, Peter, und gute Besserung. Slainte mhath!

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