In Bowmore werden nicht alle 54 Jahre alt

Bowmore 1957 54yoEs kommt man wieder etwas ganz außergewöhnliches auf uns zu. Von der Isle of Islay. Aus Bowmore. Ein ganz alter Tropfen. Ein Schätzchen, sowohl nach ideellen Maßstäben als auch nach ökonomischen. Morrison Bowmore hat 2011 einen Single Malt abgefüllt, der zuvor schon 54 Jahre lagern konnte: der Bowmore 1957. Bei dieser Rarität handelt es sich damit um den ältesten jemals bei Bowmore abgefüllten Single Malt, und auch auf Islay gab es bisher keine ältere käuflich zu erwerbende Abfüllung. Einige wenige Sammler werden sich also an einem neuen Schmuckstück in ihrer Sammlung erfreuen dürfen. Doch bei nur 12 abgefüllten Flaschen und Preisen jenseits der 100.000 Euro bleibt der gemeine Whiskyliebhaber unweigerlich auf der Strecke.

Von den 12 angekündigten Flaschen des 54 Jahre alten Bowmore 1957 kommen dann auch nur 8 auf den freien Markt. Die Flaschen mit den Nummern 1 und 2 werden im Oktober beim bekannten Autionshaus Bonhams in Edinburgh (10. Oktober, Lot 112) und New York (28. Oktober, Lot 84) versteigert. Das Startgebot liegt bei 100.000 Pfund (etwa 125.000 Euro). Der Nettoerlös der Auktion soll 5 wohltätigen Organisationen in Schottland zu Gute kommen, die sich mit Alzheimer, Krebs und Kindern beschäftigen. Natürlich kann man an der Auktion auch per Internet teilnehmen und vielleicht riskiert der eine oder andere Whiskyliebhaber einen Blick in die laufenden Auktionen über das World-Wide-Web. Zwei weitere Flaschen verbleiben in den Archiven von Bowmore. Die verbleibenden 8 Flaschen sollen ebenfalls für 100.000 Pfund am Markt angeboten werden, sind aber nur in der Destillerie von Bowmore erhältlich.

Gelagert wurde der edle Tropfen mehr als ein halbes Jahrhundert in der feinsten Eichenfässern in Bowmore’s legendären No. 1 Vaults, den ältesten Lagerstätten für Whisky in Schottland. Dabei war das 1957 gebrannte Destillat eigentlich erst gar nicht für ein solch hohes Alter bestimmt. Schon 1995 füllte Bowmore einige Fässer aus dem Jahre 1957 in Flaschen ab und entdeckte dabei ein Fass mit außergewöhnlichen Inhalt. Man beschloss, diesem Fass noch ein wenig Ruhe zu gönnen und begann, den Inhalt und dessen Entwicklung alle halbe Jahre genauer zu bewerten. Das Ziel war die perfekte und für Bowmore so typische Ausgegleichenheit aus Süße und Rauch.

Nach der Destillation im Jahre 1957 wurde der New Make 43 Jahre lang in einem Sherryfass (second fill) gelagert. Im Jahre 2000 wurde er dann in ein Bourbonfass (second fill) umgefüllt. Anfänglich besticht der mahagonigoldene Dram mit seinen 42,1% Alkohol durch den Duft von Blaubeeren und wilden Feigen mit milden Mandeln. Dazu gelangen auch tropische Früchte und reiche Eichentöne in die Nase. Auf den Gaumen legt sich zunächst eine Schicht süßer und frischer Meeresnoten, gemischt mit weichen Blaubeeren, Cassis, Feige, Meersalz und frischem Eukalyptus. Darauf folgen ein Hauch kitzelnder Rauch und Spuren dunkler Schokolade, gepaart mit Grapefruit und saftiger Eiche, getragen von einer wärmenden Brise des Meeres um Islay. Die Geschmacksreise endet mit einem langen aber leisen Finish aus Cassis, Bergamotte und Sternanis.

Nach Aussagen von Andrew Rankin, dem Chief Blender von Morrison Bowmore, hat der Bowmore 1957 die langen Jahre im Fass erstaunlich gut überstanden. Martin Green, Whiskyspezialist bei Bonhams, bewertet den Bowmore 1957 gar mit dem Attribut ‚makellos‘ und die Abfüllung besitzt für ihn schon jetzt Kultstatus. Und für Mike Keiller, CEO von Morrison Bowmore Distillers, handelt es sich hier einfach nur um eine herrliche Abfüllung. Naja, irgendwie muss man den Preis ja rechtfertigen.

Einen nur kleinen Teil des womöglich neuen Rekordpreises bei einer Whiskyauktion machen sicher die von den renommierten Glasbläsern Brodie Nairn und Nichola Burns handgefertigten 12 Flaschen aus, in deren Glas glänzendes Platin eingearbeitet ist und deren Form wie auch die Flaschenform des 40-jährigen Bowmore an die Wellen erinnern sollen, die unaufhörlich an Wände vom Lagerhaus No. 1 prallen. Nairn und Burns stehen auch für das Design von passenden Gläsern und eines Wasserkruges, die zum Bowmore 1957 gehören. Den Hals der Flaschen zieren wiederum Banderolen aus Platin, die von den königlichen Silberschmieden Hamilton & Inches angefertigt wurden. Auch die Flaschenkorken aus Platin kommen von dort. Eingepackt wird der Bowmore 1957 in handgefertigten Kisten aus schottischer Eiche.

Zum Schluss noch das aktuelle Verkaufsvideo zum Bowmore mit Andrew Rankin:

8 Gedanken zu “In Bowmore werden nicht alle 54 Jahre alt”

  1. Vielleicht sollten wir alle zusammenlegen und dann mitsteigern 😉
    Oder wir verkaufen alle unsere Black Bowmore-Vorräte, vielleicht könnten wir uns dann zumindest die leere Flasche leisten.
    Ein Knaller wär es doch mal, wenn sie so einen Malt in 5 cl Flaschen für 100€ das Stück auf den Markt werfen würden. Dann hätte man zumindest eine theoretische Chance so etwas mal zu probieren.
    (ach und nein, ich hab nicht wirklich nen Black Bowmore zu Hause…)

    1. Bei 100 Euro pro Sample kommst du am Ende aber auch nur auf 1400 Euro für die Flasche… wenn ich mich da nicht ganz verrechnet habe. Das wird auch für den Black Bowmore keiner mitmachen, der sonst mehr als das Doppelte dafür bekommen könnte. Aber geil wär’s schon 🙂

      Ich habe eben noch einen Black Bowmore bei einem Systembolaget in Schweden gefunden, der umgerechnet knapp unter 3000 Euro kostet. Das muss man ja heutzutage auch schon als Schnäppchen ansehen. Und in Belgien gibt es bei einem Händler ein 2 cl Sample für 100 Euro… aber so eine Menge verdunstet ja schon auf dem Weg vom Tisch zum Mund.

      Tja, wo ist mein Lottogewinn? Mein Sponsor? Die reiche Witwe zum Heiraten? Der Schlüssel zur Bundesbank?

  2. Weder bei der Auktion in Edinburgh noch bei der Auktion in New York gerade eben wurde der geforderte Mindestbetrag von 100.000 Pfund nicht geboten.

    Das lässt dann entweder auf die unerfüllbaren Erwartungen der Destilleriemanager schließen, oder aber auf die geringe Bereitschaft der Bieter, etwas für einen guten Zweck tun zu wollen.

    Mal sehen, was jetzt mit den insgesamt 12 Flaschen passiert und für welchen Preis die über den Tisch gehen (darf man das bei diesen Größenordnungen überhaupt noch so salopp ausdrücken???)…

  3. Jetzt ist es doch passiert: Die erste Flasche des Bowmore 1957 wurde für 100.000 Euro in der Destillerie von Bowmore an einen Amerikaner verkauft, der gerne anonym bleiben will. Eine stolze Summe, aber immerhin geht der Erlös des Verkaufs von Flaschen No.1 immer noch an wohltätige Zwecke.

  4. Na hauptsache, sie lassen noch eine Pulle für uns übrig, bis wir die Kohle dafür zusammen haben…;-)

    1. Dann bleibt der (hoffentlich) gute Tropfen ja noch weitere 54 Jahre in der Flasche… puha, da muss man geduldig sein.

  5. Tim

    Ich frage mich nur, wie die Kunden gefunden werden, die soviel Geld für Whisky ausgeben…wir haben noch Flaschen der sehr exklusiven Dalmore Constellation Serie, darunter den 1964er für 28.000€- leider bis heute keine Anfrage! Den werde ich wohl später genüsslich im Altersheim selbst genießen! 😉 mehr Infos dazu auf http://www.diewhiskybotschaft.de oder http://www.diewhiskylounge.de

    1. Oder du gehst mit dem Preis runter, so dass ich ihn auch als armer Blogger bezahlen könnte…

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