Ein eigenes Fass mit Whisky

Manchmal hat man ja verrückte Ideen. Dazu gehört(e) bei mir – wie bei manch anderen Whiskyliebhabern sicherlich auch – die Idee, einmal ein Whiskyfass zu erwerben. Ein eigenes Fass, einen eigenen Single Malt, eine persönliche Note, einfach etwas Besonderes. So also die Idee. Was ich dann damit machen würde? Na, trinken natürlich! Vielleicht nicht alleine und bestimmt nicht alles auf einmal, aber ein interessanter Gedanke ist es schon. Man hätte auch etwas persönliches, was man verschenken könnte und der Kommunikationsfaktor ist auch nicht zu verachten. Doch warum ist es nie zum Kauf gekommen?

Hierfür gibt es wohl mehrere Gründe. Der wichtigste davon ist ein sehr rationeller. Man muss sich ja immer die Frage stellen: Was bekomme ich für mein Geld? Welcher Whisky ist im Fass drin? Wie schmeckt er? Ist er überhaupt genießbar? Kann ich mich bei der gekauften Menge auch nach 10 Jahren des kontinuierlichen Genusses noch dafür begeistern?

Und viele weitere Fragen:
Welche Destillerie soll ich wählen?
Welche Destillerien verkaufen überhaupt Fässer an Privatpersonen?
Wie wickelt man den Kauf rein logistisch ab?
Was kostet so ein Fass?
Was sagt der Zoll dazu?
Wie bekomme ich das Fass nach Hause?
Wie lagere ich es?
Wo lagere ich es?
Was mache ich mit dem Fass, wenn es ‚erntereif‘ ist?
Kann man den Whisky eventuell in kleineren Mengen auch verkaufen?

Auf einige der Fragen kann man schnell Antworten finden. Doch bei anderen, die mehr die persönliche Seite nach dem Kauf betreffen, bin ich mir über die Konsequenzen mehr als unklar.

Wie schon erwähnt, kann man sich nie sicher sein, welche Qualität das erworbene Fass am Ende beinhaltet. Man muss ja immerhin ein paar Jahre auf eine Antwort auf diese Frage warten. Statistisch gesehen ist leider etwa jedes zehnte Fass nicht von ausreichend guter Qualität. Was passiert nun, wenn man bei dieser Lotterie eine Niete zieht? Die Enttäuschung ist bestimmt riesengroß, wenn das Ergebnis noch nicht einmal den eigenen Vorlieben entspricht – auch wenn der Geschmack technisch gesehen in Ordnung ist.

Auch auf der Kostenseite gibt es viele Unbekannte. Zunächst sind dort die Herstellungskosten zu nennen. Die belaufen sich für einen Single Malt bei einem Fass mitterer Größe wie einem Hogshead (250 Liter) auf Pi-mal-Auge 500 Euro, ohne dass die Destillerie damit einen Gewinn einfahren würde. Legen wir dafür also noch einmal 500 Euro drauf. Die Lagerung eines solchen Fasses würde pro Jahr etwa 25 Euro ausmachen, bei 10 Jahren sind also weitere 250 Euro fällig.

Weiterhin gibt es Transport- und Importkosten zu beachten. Frachtkosten bei dem Gewicht und der Größe liegen irgendwo in der Mitte zwischen 1000 und 2000 Euro. Lassen wir den Angel’s Share außer acht, befinden sich in dem gekauften Hogshead ungefähr 150 Liter reiner Alkohol, für den pro Liter etwas mehr als 13 Euro Zoll bzw. Verbrauchssteuer zu zahlen sind. Macht knapp 2000 Euro. Die Mehrwertsteuer wird auf den Kaufpreis des Fasses und auf die Verbrauchssteuer berechnet, was nochmal 600 Euro ausmacht.

All dies kostet also schon mal eine schöne Stange Geld.

Dann steht das Fass also erst einmal vor der Haustür. Und was dann? Stehen lassen und noch weiter Angel’s Share zahlen oder doch lieber in Flaschen abfüllen? Da eine Wertsteigerung für den Fassinhalt nicht zu erwarten ist, bleibt letztere Lösung. Diese kostet jedoch noch einmal für die Abfüllung, für die Flaschen, für den Verschluss und eventuell für Etikettierung nach Wunsch.

Der Verkauf der abgefüllten Flaschen wird sich allerdings mühselig gestalten und ohne die richtigen Verbindungen und Kanäle wird das zu Stückwerk. Eine halbwegs akzeptable Möglichkeit, die das Internet für einen Verkauf von Whisky in Flaschen bietet, ist eine sogenannte Fassteilung, bei der man Anteile an seinem Fass eben flaschenweise anbietet. Andernfalls verbleiben die Flaschen für den Selbstverzehr, sind mehr oder weniger begehrte Geschenke oder werden – je nach Qualität des Whiskys – für die Zubereitung von Mahlzeiten oder für das Ansetzen von Bowle oder ähnlichem verwendet.

Wenn ich irgendwann mal eine Liste mit den 100 Dingen erstelle, die ich noch tun möchte, solange ich dazu in der Lage bin, wird der Kauf eines eigenen Whiskyfasses einer der Punkte auf der Liste sein. Oder ich kaufe mir gleich eine Destillerie… falls ich in der Zwischenzeit im Lotto gewinnen sollte.

10 Gedanken zu “Ein eigenes Fass mit Whisky”

  1. PAtrick

    Hallo

    Sowas schon mal gemacht? Habe die Idee auch von meinem Geburtsjahr ein Fass zu kaufen.
    Habt Ihr Tipps und Kontakte?

    Grüsse
    Patrick Schüpbach

    1. Hallo Patrick,

      Nein, das habe ich noch nicht gemacht – und werde es auch nicht tun. Aus den genannten Gründen.
      Hinzu kommt, dass die Anschaffungskosten für ein Fass in den letzten 4 Jahren bestimmt nicht gefallen sind und dass auch nicht mehr so viele etablierte Brennereien Fässer an Private verkaufen.
      Mein Tipp: kaufe dir für das Geld lieber ein paar Flaschen aus deinem Geburtsjahrgang, von denen du über die Qualität des Inhaltes schon vor dem Kauf was erfahren kannst.

      Slainte, Stefan

  2. Ich halte diese Sache für extrem Spekulativ.
    Bei Whisky.de kann man ja mal nach lesen, was solche langjährigen Experten dazu meinen.
    Deren Meinung ich absolut teile. Zudem ein 30l Fass für 2800 € ist, selbst wenn man der Berechnung von St.Killian glauben darf mit 50 Flaschen zu 0,5l, extrem teuer. D.H. 112,- € Liter ohne die theoretisch versprochene Wertsteigerung. Der Inhaber der St. Killian Distilliers GmbH ist ja nicht umsonst einer der Investmentbanker in Deutschland, so das man mit viel Geld sich die größte Deutsche Whisky Destille erbauen kann und mit Verlaub gesagt, so etwas Vermarkten kann.
    Andere Brennereien bieten im Übrigen diesen Service auch an. Also das mit dem eigenen Fass; soviel zu dem Thema „St. Kilian Distillers hat ein einzigartiges Angebot: Das eigene Fass Whisky.„
    Es ist auch vielmehr die Frage, wie bekomme ich die Flaschen dann los. St. Killian setzt hier an und sagt; Über unsere Web-Shop Seite kann der Kunde seinen Whisky verkaufen. – Leider jetzt nicht mehr auf der Webseite zu finden. – Aber ich freue mich schon in 3 Jahren den Whisky von Müller, Mayer, Schmitz und Co. zu finden.
    Es wird wahrscheinlich so sein, dass der Whisky eher unter einem einheitlichen Namen vermarktet wird. Auch bei meinen Seminaren zu deutschen Whisky werden die Teilnehmer davor gewarnt eigene Fässer zu kaufen. Nicht nur weil Ich mich sich als Independent Bottler versuchen will, sondern eher mit den Fragen – wie bekomme ich den Whisky wieder los – Wie halte ich es mit dem Fass-Management – Wann ist mein Whisky wirklich Marktreif etc.

    1. Hallo Herr Brzeske,

      Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Allerdings muss man auch sagen, dass gerade die kleinen, neuen Brennereien wesentlich mehr für ein Fass verlangen, als es die etablierten tun – nicht nur in Deutschland. Sicherlich aus verständlichen Gründen. Da macht St. Killian leider keine rühmliche Ausnahme, im Gegenteil.

  3. Hallo,

    bei uns gibt es 30l Fässer für alle. Natürlich inkl. unseres Whisky made in Germany

    https://www.stkiliandistillers.com/ein-eigenes-whisky-fass-kaufen/

    1. Hallo Marco,

      Danke für den Hinweis. Aber der Preis… puha!

      1. Gerne. Wir glauben, dass der Preis für ein solches 30l schon passt.
        Der Whisky reift viel schneller als in einem großen Fass und im Vergleich zu anderen Anbietern von eigenen Fässern haben wir noch viel Luft nach oben.

      2. Marco Ripanti

        Wir haben das Modell ein wenig umgestellt und schon bald kommen die 30l Fässer zu deutlich günstigeren Konditionen.

        Wir informieren dann 🙂

      3. Das freut mich zu lesen. Und andere Leser vielleicht auch.

        Danke für die Info, Marco!

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