Whiskyreise – Teil 1: Edinburgh

Schottlands Landkarte in NationalfarbenWas gibt es schöneres als Haggis zum Frühstück, Haggis zum Mittag und Haggis am Abend? Ja, genau, einen guten Single Malt dazu. Oder zwei. Drei Jahre nach der tollen Tour zum Feis Ile wurde es langsam höchste Zeit für eine nächste Whiskyreise. Diesmal ging es eine Woche rund durch die Highlands mit Anfang und Ende in Edinburgh.

Die Idee entstand während eines gemütlichen Abends im Herbst letzten Jahres zusammen mit ein paar Freunden und ein paar Drams. Die anderen waren noch nie oder nur kurz in Schottland, fanden die Idee, schottische Kultur und Natur intensiv aus erster Hand erleben zu können, aber klasse. Anfang des Jahres waren wir noch fünf, die losziehen wollten. Während der ersten Planungen sprangen jedoch zwei davon ab. Der eine, weil einfach Ebbe in der Kasse war, der andere, weil er beruflich zum geplanten Zeitpunkt der Reise andere Prioritäten setzte. Selber schuld. Die restlichen drei – Klaus, Martin und ich – machten alles richtig. So viel kann ich jetzt schon verraten.

Die Tour sollte uns 2 Tage in Edinburgh bieten, 2 Tage Speyside, 2 Tage Glencoe und ein letzter Tag in Stirling, angereichert mit Abstechern in die näher gelegene Gegend rund um unsere Nachtquartiere. Die grobe Planung stand Anfang des Jahres, danach wurde noch ein wenig an den Details gefeilt. Brennereibesuche, Wanderungen, Schlösser und Burgen, mehr Brennereien, Städte und Landschaften, Highland Games, you name it…

Die Tour begann wie gesagt in Edinburgh. Der Flug war für uns 3 frühzeitig gebucht, die Ankunft war sonntags für 14 Uhr vorgesehen, was uns für den Nachmittag und Abend noch ein wenig Zeit in Edinburgh gab. Stockbridge Market, Edinburgh Gin Distillery, Dean Village… langsam eingewöhnen wollten wir uns. Das war die Idee für den Nachmittag, wenn uns Norwegian nicht einen Strich durch Rechnung gemacht hätte. Irgendwann im Frühjahr kam nämlich die Nachricht, dass der Flug 2 Stunden später abfliegen sollte. Tja, Market und Brennerei waren dann schon geschlossen, aber Edinburgh bietet ja Gott sei Dank noch vieles mehr, was länger geöffnet ist.

Am Flughafen von Edinburgh gab es eine weitere Überraschung. Nachdem Klaus, ein eingefleischter Fan von Eisenbahnen und allem, was auf Schienen rollt, die ersten Bilder vom Zug nach Edinburgh gemacht hatte, standen wir irgendwann vor dem gebuchten Mietwagen. Ich hatte sicherheitshalber ein Auto in der Qashqai-Klasse gebucht, damit Martin mit seinen 2-Meter-4 Länge sowie unser Gepäck bequem Platz hatten. Hertz meinte jedoch, es gut mit uns meinen zu müssen, und in Parkbucht 58 stand ein Toyota RAV4 vor uns. Ein Monster. Breit. Sehr breit. Viel zu breit für schottische Straßen, deren Name mit einem A beginnt und mit 3 Ziffern endet. Oder gar den Straßen, die ein B vorne stehen haben. Ich legte mir schon die ersten Ausreden zurecht, die ich bei der Abgabe eines außenspiegellosen und total verkratzten Autos für den freundlichen Hertzmitarbeiter parat haben wollte.

Es ging aber alles gut. Die Fahrt nach Edinburgh war ok und das Parkhaus war immerhin groß genug für unser Auto. Untergekommen waren wir die ersten beiden Nächte auf Wunsch von Martin in einem Hostel, da er nicht immer in teuren Hotels übernachten wollte. Das Baxter Hostel wurde es, super zentral keine 2 Minuten zu Fuß nördlich von der Waverley Station gelegen, Edinburgh’s Hauptbahnhof – zur großen Freude von Klaus. Es gab für uns 3 einen Schlafraum mit 2 Etagenbetten. Das sollte spannend werden, wurden wir doch von unserem jeweiligen besseren Hälften nachdrücklich vor unseren Schnarchkünsten gewarnt. Ich fand es hier eigentlich gar nicht so schlimm, wohl auch weil unser Schnarchen von einer Klimaanlage im Hinterhof gut übertönt wurde. Das sollte sich aber die nächsten Tage ändern.

Weil wir so spät in Edinburgh angekommen waren, schlenderten wir am Abend nur noch die Princess Street am Castle vorbei, auf dem Weg zu einem lecker Abendessen und ein paar Pints in Richtung Lothian Road. Auf dem Weg wurden noch ein paar Handtücher gekauft. Zum einen, weil Martin und ich zwischendurch in der Nordsee oder in einem Loch schwimmen gehen wollten, zum anderen, weil Handtücher in so einem Hostel natürlich unter die Rubrik Selbstversorgung fallen. Typischer Fall von verwöhntem Hotelgast.

Edinburgh CastleUnser erstes Abendessen gab es in einem neu eröffneten Restaurant in der Lothian Road, dem Badabing. Eine schöne, große Bar mit Livemusik (wenn die Musiker nicht krank sind) und wirklich leckerem Essen. Fleisch & Co. wurden auf brennend heißen Schieferplatten serviert und darauf am Tisch gebraten. Eine nette Idee. Und den kleinen Kellner muss man bei Cocktailshaken gesehen haben. Ich hatte zwischendurch ein wenig Angst, dass das Eis Löcher in den Shaker haut, so viel Gas gab er. Erstmal gesättigt ging es quer über die Straße zum Brewdog. Hier gab es allerdings viel zu viel bittere Hopfenbrühe für mich, IPA’s in allen Varianten. Was ist nur aus dem guten alten Lager geworden? Oder einem stinknormalen aber dafür leckeren Ale? Naja, dafür war es wohl wirklich der falsche Laden.

Der Weg zurück führte uns am südlichen Ende des Castles die Johnston Terrace zur Royal Mile rauf, also entlang der kürzest möglichen Sightseeingtour durch Edinburgh. Im Whisky & Wine gab es noch eine kleine Flasche Glenfarclas 10 für den Ausklang des Abends im Hostel. Man muss ja langsam anfangen, wenn man mit Whisky-Noops unterwegs ist. Klaus freute sich auf dem Weg zurück zum Hostel, glaube ich, mehr über die Züge am Bahnhof als über den Whisky. Egal, jedem das seine.

Scotch Experience Center EdinburghDie Nacht verlief wie gesagt recht friedlich, nur das Frühstück war ein wenig mager. Cornflakes standen bereit, und auf Wunsch gab es Rührei mit Toast. Das war’s. Naja, Hostel eben. Mit leicht leerem Magen machten wir uns also auf, Edinburgh zu erobern. Wir begannen mit dem Klassiker, über die North Bridge die Royal Mile rauf, zusammen mit Tausenden von Touristen aus aller Welt. Whiskyladen hier, Tartanshop dort, Martin und Klaus besuchten die St. Giles Cathedral, während ich draußen in der Sonne das rege Treiben auf der Straße beobachtete. Unser Ziel war die Scotch Whisky Experience. Irgendwo muss ja mit dem Kulturunterricht anfangen. Persönlich fand ich die 16 Pfund für die Tour eine Frechheit, zumal ich die Erklärungen nicht wirklich mit meinem Wissen über Uisghe Beatha in Einklang bringen konnte. Aber gut, den anderen beiden hat es gefallen, das war das Wichtigste. Und ein paar Brennereibesichtigungen sollten ja folgen.

Nach einem Abstecher in den Vorhof des Castles mit Wachablösung (auch ziemlich mager, das kann jeder dänische Sommerhausbesitzer in seinem Vorgarten besser) kauften wir uns bei Royal Mile Whisky einen kleinen Glenfiddich 15 für später. Danach ging es durch eine der vielen Close’s zurück auf die andere Seite der Princess Street. In der Rose Street gab es das erste Haggis der Tour, bevor wir kurz die SMWS in der Queen Street besuchten. Dort hatten sie zwar noch Flaschen vom 38.24, nur durfte ich als Nicht-Mitglied keine kaufen. Ich durfte aber probieren und fand ihn recht lecker. Mit dem Mitarbeiter, der in Dufftown aufgewachsen war, gab es noch einen kleinen Plausch über Caperdonich, bevor wir uns in Richtung Stockbridge aufmachten.

Dean Village EdinburghBei einer Pause auf einer Bank am Water of Leith genehmigten wir uns einen gemütlichen Dram des Glenfiddich. So hatte der Besuch der Scotch Whisky Experience doch was gutes, weil ja nun jeder von uns ein Glencairn-Glas hatte. Wir gingen weiter zum pittoresken Dean Village und von dort wieder zurück in Richtung Castle. Auf dem Weg fanden wir ein nettes italienisches Cafe und bestellten Kaffee bzw. Tee mit einem leckeren Tiramisu dazu für Martin und Klaus. An der Ecke Queensferry Street und Shandwick Place fanden wir die Usquabae Whisky Bar mit einer sehr guten Auswahl an Single Malts, wo ich den beiden mit ein paar Drams von Glenmorangie (Lasanta, Quinta Ruban und Nectar d’Or) den Einfluss von Finishes näher brachte. Der Lasanta gewann, der Nectar d’Or verlor.

Wir gingen noch einmal in die Lothian Road für ein paar Pints und ein Abendessen bei Innis & Gunn. Sehr schmackhaft war es, wenngleich verdammt laut dort. Mein Favorit wurde mit Abstand das Blood Red Sky, ein rumfassgelagertes Ale. Und es war wirklich blutrot. Gut gesättigt schauten wir uns auf Princess Street noch nach ein paar Mitbringseln für die Familie daheim um, ohne jedoch großartig fündig geworden zu sein. Im Hostel gab es noch den Rest des Glenfiddich, bevor wieder um die Wette geschnarcht wurde. Wir wollten ja den Vorschusslorbeeren unserer Frauen gerecht werden. Klaus gewann. Nicht nur weil er schafft, innerhalb von 2 Minuten nach dem Ausschalten des Lichtes einen imposanten Lärmpegel zu erzeugen, sondern auch weil er diesen ohne Unterbrechung bis zum Morgen durchhalten kann.

Am nächsten Tag wartete die Fahrt in Richtung Craigellachie auf uns, 300 km gen Norden entlang der Ostküste Schottlands mit vielen schönen Stops unterwegs.

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