Whisky statt Grappa bei Puni

Puni Destillerie Glurns Whisky KubusPuni ist der Name der ersten Destillerie in Italien, die Single Malt Whisky brennt. Benannt ist sie nach dem gleichnamigen Fluss im nahe gelegenen Planeiltal. Vor wenigen Tagen wurden die Tore des recht ungewöhnlich gestalteten Brennereigebäudes in einem Gewerbegebiet der Gemeinde Glurns für die Öffentlichkeit geöffnet. Dabei konnte man bereits einen New Make und ein für 6 Monate in frisch entleerten Marsala Vergine Fässern gelagertes Destillat verkosten. 2015 erwartet man, den ersten ‚echten‘ Whisky aus Italien nach dreijähriger Reifungszeit auf den Markt bringen zu können.

Die Macher des Familienunternehmens um Albrecht Ebensperger wollen bei der Produktion und der Lagerung des ersten italienischen Whiskys neue Wege gehen. Der Destilliervorgang wird als eine innovative Weiterentwicklung traditioneller Prozesse beschrieben. Dem Bau der Destillerie in Südtirol gingen viele Experimente voraus. Nach den ersten erfolgreichen Versuchen beschloss die Familie im Jahre 2009 dann, das ganze professionell anzugehen. Im ersten Halbjahr 2010 wurde dann auch schon der Bau der Destillerie von der zuständigen Behörde genehmigt.

Die Rohstoffe stammen zumeist aus der Südtiroler Heimat des Whiskys. Gebrannt wird der Whisky aus einer Mischung aus Roggen, Weizen und Gerste – ein echter Triple Malt eben. Ebensperger begann schon während des Baus der Brennerei, das Getreide von Bauern aus dem Vinschgau zu kaufen – obwohl dies nahezu 5-mal teurer ist als Getreide auf dem Weltmarkt. Gemälzt wird das Getreide allerdings in Bayern. Das verwendete Quellwasser kommt dann wieder aus heimischen Gefilden. Im Februar 2012 wurden dann die ersten Brennversuche an der Originalanlage gestartet. Herausgekommen sind bisher der ‚Italian Single Malt White‘, ein milder New Make, sowie der ‚Italian Single Malt Red‘, der 6 Monate in Marsalafässern lagern durfte und bereits den typischen Geschmack des Fasses angenommen hat.

Die computergesteuerte Brennanlage steht – wie schon erwähnt – in einer eher ungewöhnlichen Umgebung. Das Gebäude wurde von Architekt Werner Tscholl in Zusammenarbeit mit Albrecht Ebensperger, seines Zeichens auch professioneller Bauunternehmer, Theaterwissenschaftler und seit 1998 leidenschaftlicher Sommelier, entworfen und ist ein Kubus aus roten Ziegel mit Seitenlängen von 13 Metern. Der Lichteinfall durch die versetzt angeordneten Ziegelsteine sorgt im Inneren des Gebäudes für eine sehr angenehme Atmosphäre und ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten.

Puni Brennblasen im KellerGebrannt wird der Whisky im Keller des Kubus. Hier findet man das Herz der Brennerei, mit Maischebottich, 100 Jahre alter Boby-Kornmühle und zwei kupfernen Brennblasen. Diese hohen und schlanken Pot Stills wurden mit ihren ausgeprägten Rückflusskugeln am Hals nach den Vorgaben des Brennmeisters eigens für die Puni Destillerie von Forsyths angefertigt, der schottischen Kupferschmiede, die weltweit bereits dutzende Brennanlagen zur Spiritusproduktion hergestellt hat. Der Destillationsvorgang ist bei Puni besonders schonend, da hier nicht wie sonst so oft mit Dampf sondern mit heißem, unter Druck stehendem Wasser ‚gebrannt‘ wird und die Destillationstemperatur so sehr viel genauer eingestellt werden kann. Die zweite Destillationsstufe kann daher auch bis 12 Stunden dauern.

Hilfe bei der Konzeption und dem Feintuning der Anlage bekamen die Ebenspergers von Harry Cockburn, der lange Jahre Technischer Manager bei Morrison Bowmore war und zudem Destillerien wie Glenora mitgeplant hat. Die Gärbottiche wurden von den Gebrüdern Mittelberger (letzte Küferei in Südtirol) aus einheimischem Lärchenholz gefertigt. Der Keller bietet auch für Verkostungen und die Fasslagerung kleinerer Whiskymengen Platz.

Puni Fasslagerung im BunkerDas Gros des Destillates wird jedoch in ausgedienten Bunkern aus dem zweiten Weltkrieg im Vinschgau, dem Val Venosta, gelagert. Läuft alles wie geplant, will man bis zu 1000 Barriquefässer im Jahr abfüllen und in den Bunkern reifen lassen. Der Gemeinderat von Glurns beschloss am 16. Mai 2012 die Vermietung von Bunkeranlagen an die Destillerie zu einem Jahreszins von nur 3.000 Euro für die nächsten 20 Jahre. Ratsmitglied Albrecht Ebensperger war bei diesem Beschluss allerdings nicht anwesend. Über die Nutzung als Langzeitlager für Whisky hinaus sollen dort auch kulturelle oder kulinarische Veranstaltungen stattfinden. Man erwartet in dieser ersten Whiskybrennerei Italiens rund 10.000 Besucher im Jahr.

Direkt nach der Destillation hat der kommende Italian Single Malt, der für die Lagerung allerdings noch auf einen Alkoholgehalt von 60% verdünnt wird, durch die Mischung der verschiedenen Getreidearten und durch die schonende Brenntechnik einen sehr malzig-mild-süßen und fruchtig-getreidigen Geschmack. Wie der Whisky allerdings nach seiner gesetzlich vorgeschriebenen Lagerzeit von drei Jahren schmeckt, die er vornehmlich in Marsalafässern aus Sizilien aber auch in Bourbonfässern aus den USA und Weinfässern aus Südtirol innerhalb der kühlen und feuchten Räume der Bunkeranlage verbringt, lässt sich heute noch nicht wirklich voraussagen. Nach den ersten 6 Monaten des Italian Single Malt Red in Marsalafässern ist dieser noch weich und es harmonieren die würzigen, feinen Aromen des Fasses mit dem süßen Malz des Destillates.#

Update 23.5.2014:
Hier gibt es noch einen sehr schönen, neueren Film über die erste Single-Malt-Destillerie in Italien.

Ich hatte den Puni Alba letztens im Glas, und er ist für seine knapp 2 Jahren schon recht vielversprechend… wenn auch noch lange nicht reif.

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