Whiskywelten: Japan

fahne landkarte japanWhisky ist so verschieden wie die Länder und die Regionen, aus denen er stammt. Aroma und Geschmack werden im wesentlichen durch die verwendeten Getreidesorten, den Prozess der Destillation und durch die Lagerung bestimmt. Dabei fällt es schwer, Whiskys in eindeutige geschmackliche Kategorien einzuordnen, die seine Herkunft widerspiegeln. In dieser kleinen Serie über Whiskywelten werde ich einmal versuchen, einzelne Länder bzw. Gebiete zu bereisen, die sich in der Welt des Whiskys einen Namen gemacht haben. Dieser Teil der Reise zu den Großen der Whiskywelt führt mich nach Japan, dem Lieblingskind vieler Whiskyexperten.

Japanischer Whisky ist – auch wenn es für viele Ohren noch befremdlich klingen mag – eine große Nummer in der Whisky-Welt geworden. Bisher gingen viele Experten davon aus, dass der Markt für Whisky noch für lange Zeit, wenn nicht sogar für immer, von den traditionsreichen Gegenden Irland, Schottland und den USA dominiert würde. Doch die Entwicklungen der letzten Jahre haben viele zum Umdenken veranlasst.

Auf den japanischen Inseln werden immer mehr Destillerien eröffnet. Sowohl große als auch kleine tragen dazu bei, dass der Welt östlichster Whisky auch in einem breiten geschmacklichen Spektrum produziert wird. Doch erinnern viele Whiskys aus Japan noch an die Ursprünge aus Schottland. Insbesondere die traditionellen Abfüllungen aus den Regionen Speyside und den Lowlands besitzen Geschmacksnuancen, die man im japanischen Stil wiederfinden kann. Japan ist also doch nicht so weit von Europa entfernt, wie der Globus uns das glauben lassen will.

Die Japaner haben dem Markt zum ersten Mal ernsthaft den Fuß unter einem Bein weggezogen, als der Yamazaki 12yo von Suntory im Jahre 2003 als erster japanischer Whisky mit einer Goldmedaille auf der International Spirits Challenge (ISC) bedacht wurde. Der zweite Fuß folgte, als die britische Fachzeitschrift Whisky Magazine im Jahre 2008 einen japanischen Whisky (Yoichi 20yo (52%), Nikka) zum besten Single Malt Whisky der Welt kürte. Bei einem Blindtest wurde der Whisky von Experten ausgewählt, der ihnen am Besten schmeckte, und der Single Malt aus der Nähe von Sapporo gewann.

In Japan hätte man sich dieses Lob nie erträumt. Doch nach und nach erkannten auch die lokalen Whiskyproduzenten das Potential dieses Sieges für den japanischen Markt. Der Whiskytourismus florierte, da nun wesentlich mehr neugierige Langnasen Whisky vor Ort und Stelle schmecken und auch die dazugehörigen Destillerien sehen wollten. Und jetzt, drei Jahre nach diesem ersten Höhepunkt in der japanischen Whiskygeschichte, könnten theoretisch auch die ersten Abfüllungen des Booms auf den Markt kommen. Doch obwohl Whisky in Japan wegen des wärmeren Klimas schneller reifen, zeigt die Erfahrung auch den Japanern, dass erst bei einem Alter von 8 bis 10 Jahren und mehr ein vernünftiger Tropfen entsteht.

Mit japanischem Whisky in seiner vollen Bandbreite kann man aber sowohl auf der leicht parfümierten und würzigen Schiene fahren als auch auf der rauchigen. Daher ist es nicht immer leicht vorherzusagen, was der Gaumen zu schmecken bekommt, wenn man sich einen neuen Japaner zulegt. Es sei denn, man hat sich vorher ordentlich schlau gemacht. Aber bei den hierzulande beliebteren Yamazaki oder Hakushu (beide von Suntory) kann man nicht viel falsch machen.

Eines ist jedoch sicher: Man wird den Kauf nicht bereuen, denn man erweitert seinen Geschmackshorizont durch erstklassige Erfahrungen. Die neuen Abfüllungen haben bisher nur positiv zur Vielfalt des Whiskys beigetragen. Japaner haben offensichtlich ein deutliches Gespür für die Art und Weise, wie Dinge angepackt werden müssen. Das gilt nicht nur für deren eigenen Stil sondern auch für die eher klassischen Whiskys.

Aber erzählen und schreiben kann man viel. Das einzige was zählt, ist die eigene Erfahrung. Es gibt ja wohl nichts Besseres als sich selber eine gute Flasche japanischen Whiskys zu kaufen und so einen Eindruck aus erster Hand zu gewinnen. Selbst wenn man sonst eher auf die schottischen Single Malts steht.

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