Prinzipielles

Wie verkostet man einen Whisky denn nun richtig?

Hier gibt es nur eine klare Antwort: Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt nur vorteilhaftes Verhalten für eine Verkostung, durch das man eine größere Anzahl von Sinneseindrücken erhält. Die folgenden 10 Gebote können dabei helfen:

  1. Nimm dir Zeit. Wenn ein Whisky schon 10 Jahre reift, muss er nicht in 10 Minuten getrunken werden.
  2. Betäube nicht deine Sinne. Eis, Nikotin und starke Gewürze sind vor und während einer Verkostung tabu.
  3. Nimm dir nicht zu viel vor. Nach 2 bis 3 Proben arbeiten Geschmacksnerven schon nicht mehr richtig.
  4. Wähle die richtige Reihenfolge. Leichte Whiskys (Lowlands) zuerst, geschmackvolle (Islay) zum Schluss.
  5. Trinke aus dem richtigen Glas. Unten bauchig und oben eng zulaufend sollte es sein.
  6. Lass den Whisky atmen. Bei Kontakt mit Luft gibt ein Whisky noch mehr Aromen frei.
  7. Rieche ausgiebig. Der Geruchssinn erfasst so viele Eindrücke mehr als der Geschmackssinn.
  8. Trinke langsam. Der ganze Mund ist dein Geschmackssinn.
  9. Nimm dir mehr Zeit. Auch der Abgang des Whiskys und das Gefühl im Körper sind Teil einer Verkostung.
  10. Gib nicht auf und experimentiere. Auch ein „schlechter“ Whisky verändert sein Aroma durch ein paar Tropfen Wasser.

Darüber hinaus gibt es jede Menge Theorien darüber wie ein Mensch von einem medizinischen Gesichtspunkt aus riecht und schmeckt, in welche Kategorien man Farbe, Geruch und Geschmack eines Whiskys einteilen kann oder welche Attribute man Whiskys in Bezug auf Farbe, Geruch und Geschmack geben sollte.

Geruch und Geschmack
Vorneweg: Beide Eindrücke sind als sehr situationsabhängig zu bewerten. Ein Whisky, der der geneigten Genießer heute sehr gut schmeckt, kann morgen schon einen ganz anderen Eindruck hinterlassen, wenn sich die Rahmenbedingungen der Verkostung ändern. Zudem entwickelt der Mensch seine Sinne mit der Zeit weiter und kann bei einer zweiten Verkostung vielleicht weitere Sinnesempfindungen definieren als bei der ersten.

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, kann man mit der Nase, also mit dem Geruchssinn, wesentlich mehr Eindrücke wahrnehmen als man mit dem Mund schmecken kann. In der Nase sitzen etwa 350 verschiedene Rezeptortypen, die jeweils nur auf eine Duftgruppe reagieren. Durch Kombination dieser werden mehrere tausend Gerüche unterscheidbar, die allerdings fast kein Mensch auch benennen kann. Die Grundgerüche sind entsprechend eines Klassifizierungssystems nach John E. Amoore:

  • Kampferähnlich (Beispiel: Mottengift)
  • Moschusartig (Beispiel: Engelwurz)
  • Blumenduftartig (Beispiel: Rosenduft)
  • Mentholartig (Beispiel: Minze)
  • Ätherisch (Beispiel: Lösungsmittel)
  • Beißend (Beispiel: Weinessig)
  • Faul (Beispiel: Faules Ei)

Einteilung der Zunge in GeschmackszonenDer Geschmack kennt hingegen nur 4 Eindrücke (eigentlich sind es 5, aber nur die 4 sind für eine Whiskyverkostung wichtig). Interessant ist, dass sich in der Zungenmitte keine wichtigen Rezeptoren befinden. Will man also erfolgreich verkosten, sollte der Schluck Whisky vor dem Herunterschlucken auch die Ränder der Zunge erreicht haben.

  • Süß
  • Salzig
  • Sauer
  • Bitter

Kategorien und Attribute
Hier beginnt also der subjektive Teil einer Whiskyverkostung. Die Begriffe, die für eine Beschreibung von Geruch und Geschmack verwendet werden können, sind individuell und durch die persönlichen Erfahrungen des Einzelnen geprägt. Daher ist auch das Ergebnis einer Verkostung durch Dritte (siehe zum Beispiel die Buchempfehlungen im Abschnitt Literatur) nur als Anhaltspunkt für das eigene Empfinden des gleichen Whiskys zu sehen. Für manche schmeckt Honig eben anders als Honig und der Duft der Rose kam von einer anderen Sorte.

Keine Angst also, wenn man sich nicht so gewählt und eloquent ausdrückt wie die Herren Jackson, Valentin, Murray & Co. Die haben mehr Erfahrung im Verkosten und damit natürlich auch ganz andere Erfahrungen. Geschmack ist am Ende eben doch nur Geschmackssache und sollte nicht diskutiert sondern verifiziert werden.

In diesem Sinne: Slàinte mhath!

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