Der Morgen unseres letzten Tages begann standesgemäß mit einmal Full Scottish auf dem Frühstücksteller. Ich tauschte mit Klaus sein Haggis mit meinen Zwiebelringen. Win-win. Dieses Frühstück war ein weiterer, klarer Pluspunkt des Friars Wynd, zusammen mit dem netten Personal.
Ich fragte Martin und Klaus in einer Kaupause, ob sie denn lieber Stirling Castle oder die Deanston Brennerei am Vormittag besuchen wollten. Zeit war leider nur für eins von beiden. Ich glaube, ich habe sie in der vergangenen Woche ein wenig whiskyabhängig gemacht. Die Entscheidung fiel einstimmig pro Brennerei aus. Die Besichtigung eines schönen Castles müssen wir also auf unseren nächsten Trip verschieben. Vor der Brennerei stand allerdings noch der Einkauf von ein paar Mitbringseln für die Familien daheim an.
Nachdem das Einkaufszentrum und der lokale Sainsbury geplündert waren (Martin kaufte unter anderem zwei (!) Fußbälle für seinen Sohn), machten wir uns auf den Weg nach Deanston. Das Auto wurde bis zur Ladekante voll gepackt und in der Morgensonne einmal kurz durchgelüftet. Alle Türen auf. Beim Einsteigen hatte die Fahrertür dann einen ausgewachsenen weißlichen Fleck auf der Innenverkleidung. Da hatte eine Möwe verdammt gut gezielt. Naja, grob abwischen, ist ja nur ein Mietwagen, der in ein paar Stunden abzugeben war.
Die stündliche Führung bei Deanston hatte kurz vor unserer Ankunft schon begonnen, doch wir bekamen die Erlaubnis zwischendrin einzusteigen. Es wurde die mit Abstand beste Führung unserer Reise. Nicht nur, weil unser quirliger Guide Sara das richtig gut gemacht hat, sondern auch, weil die Brennerei produzierte und nicht wie alle anderen Sommerpause hatte.
Man muss es erlebt haben, wenn die Sprinkler über der Mash Tun das Malz mit heißem Wasser tränken (es war der zweite, wärmere Aufguss). Eine Sauna ist nichts im Vergleich dazu. Auch das antiquierte Wasserkraftwerk, das die Brennerei mit Strom versorgt, ist sehr sehenswert. Und Sara nahm mich nach der offiziellen Tour noch einmal mit zurück ins Still House. Sehr lehrreich und unbezahlbar, auch wenn ich dort leider keine Fotos machen durfte. Tapadh leibh, Sara!
Die obligatorischen Drams am Ende der Tour waren getrunken und ich kaufte noch etwas Fudge und Schokolade für zuhause. Es wurde Zeit wieder aufzubrechen.
Die letzte Station unserer Reise führte uns nach Falkirk zum Falkirk Wheel, einem Schiffshebewerk, das seit 2002 den Forth and Clyde Canal mit dem Union Canal verbindet. Es ist wirklich imposant, wenn so ein stählerner Propeller Boote über einen Höhenunterschied von 24 Metern von unten nach oben und umgekehrt befördert. Archimedes lässt grüßen.
Im übrigen lohnt sich ein Ausflug zum Falkirk Wheel auch für Familien. Für die Kleine(re)n gibt es dort jede Menge Geräte und Aktivitäten, mit denen sie sich dem Medium Wasser auf technisch-spielerische Weise nähern können. Aber bitte trockene Kleidung zum Wechseln nicht vergessen! Erwachsene werden dem Wheel abseits der Technik jedoch eher als Touristenfalle begegnen. Ich fand es auf jeden Fall leicht übertrieben.
Nach einer Pizza als späteres Mittagessen gingen wir wieder zum Auto. Leider meinte das GPS, dass wir es nur gerade noch zur Autovermietung am Flughafen in Edinburgh schaffen würden, bevor unsere Mietzeit ab lief. Und wie wir schon erfahren hatten, hatte das GPS meistens recht. Ich werde mir also das Paar der alten Stills von Caperdonich, das in Zukunft in der noch nicht ganz fertig gestellten Falkirk Distillery seine Arbeit verrichten wird, in anderes Mal ansehen müssen. Schade.
Tja, das war unsere viel zu kurze Woche in Schottland…
Nein, noch nicht ganz. Am Flughafen mussten wir noch 2 Stunden Verspätung unseres Fliegers in Kauf nehmen, weil er schon auf einer früheren Route verspätet war und diese Verspätung nicht aufholen konnte. Und um ehrlich zu sein: dieser Flughafen ist für einen längeren Aufenthalt nicht wirklich gemacht. Zu wenig Sitz- und Warteplätze sind das eine, eine ziemlich begrenzte Auswahl an Shops das andere. Auch wenn der Flughafen nicht groß ist und man darum Abstriche machen kann, trübt das Ende eine ansonsten tolle Reise schon ein wenig.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Martin im Flugzeug wieder keine Beinfreiheit an einem Notausgang bekam und mit seinen langen Stelzen die Rückenlehne des Vordermannes in einer dauerhaft aufrechten Stellung hielt. Nur gut, dass der Flug nicht so lang war. Nach der Landung gab es noch ein wenig Zweifel über den Verbleib unserer Gepäcks, doch das tauchte nach kurzer Wartezeit unversehrt auf. Auch der Whisky in meinem Koffer hatte den Flug überlebt.
Martin und ich verabschiedeten uns herzlich von Klaus. Martin wurde von seiner Familie abgeholt und sie baten sich an, mich auf dem Weg nach Hause vor meiner Haustür abzusetzen. Das lag zwar auf dem Weg für sie, aber es war dennoch sehr nett, konnte ich mir doch so die nächtliche Fahrt mit den Öffentlichen sparen und von den 2 Stunden Verspätung eine wieder aufholen.
Wir sehen uns dann im Herbst wieder und machen beim Campen den Ben Nevis zur Erinnerung auf. Ich freu’ mich drauf!