Dass ich den Wecker am Morgen wegen der Ohrenstöpsel nicht hörte, machte nichts. Klaus wurde davon wach, hörte mit dem Schnarchen auf und die plötzliche Ruhe muss mich auch geweckt haben. Beim (Haggis-freien) Frühstück war es etwas voller, weil wir etwas früher dran waren als am Tag zuvor. Wir aßen gemütlich auf, packten unsere Sachen und fuhren auf Klaus‘ Bitte hin erst einmal die A85 wieder ein Stück nach Oban. Eisenbahnen fotografieren. Es gab in Tyndrum nämlich zwei Bahnstrecken bzw. Bahnhöfe, Tyndrum Lower in Richtung Westen und Tyndrum Upper nach Norden. So grob gesprochen. Den Nordzug hatte Klaus am Vortag schon gesehen, den Westzug gab es also heute. Ich könnte aber schwören, dass es die gleichen Züge waren…
Danach machten wir noch einen Abstecher auf der A82 nach Norden. Das Wetter war heute wesentlich besser als die letzten beiden Tage und ich wollte Klaus und Martin gerne die Highlands mit sichtbaren Gipfeln und im Sonnenlicht zeigen. Das klappte am Loch Tulla Viewpoint richtig gut. Auf dem heutigen Weg zum Loch Lomond und in die Trossachs mussten wir wieder durch Tyndrum und hielten kurz im Green Welly Stop an. Mensch, ist das dort ein Gewusel. Wir kauften uns noch eine kleine Flasche Oban 14yo, den wir am letzten Abend in Stirling genießen wollten, und weiter ging es.
An unserem letzten vollen Tag in Schottland hatte ich für die beiden eine kleine Überraschung. Die komplette Route hatte ich ihnen natürlich vor unserer Reise schon als Google Map geschickt, doch den heutigen Stopp nicht markiert. Es folgte eine landschaftlich wunderschöne Fahrt auf der A82 zum und entlang des Loch Lomond. Also wunderschön, wenn man die Passagiere und nicht Fahrer fragt. Die Strecke ist mit ihren diversen Engstellen und nicht einsehbaren Kurven nur bedingt für ein fünf Meter breites Auto wie den Toyota RAV4 geeignet. Es wurde mitunter sehr eng.
Am Loch Lomond angekommen nahm ich die Ausfahrt nach Luss. Da gab es am diesem Tag Highland Games. Diese Games sind eine echte Empfehlung für Schottlandbesucher, die Spaß haben und sich trotzdem entspannen wollen. Nur bei schönem Wetter, natürlich. Martin und Klaus wussten nicht, was diese Games überhaupt sein sollten. Kriegsführung in Friedenszeiten, wie ich das kurz zu erklären versuchte. Es ist faszinierend diese Typen zu sehen, die mit Baumstämmen und Steine um sich werfen, als wären es Zahnstocher oder Kieselsteine.
Und ja, die beiden fanden es klasse. Wir leisteten uns für 3 Pfund noch Zugang zu der überdachten Tribüne und konnten die Spiele so ohne Sonnenstich mit bestem Ausblick genießen. Zwischendurch machten wir einen kleinen Rundgang und fanden ein wenig zu essen… einen Haggisburger, selbstverständlich.
Kurz vor dem Ende der Games empfahlen wir uns und fuhren an den Strand von Luss am Loch Lomond. Diesmal zog ich auch meine Badehose an und ging mit Martin ins Wasser. Klaus hielt wieder gesunden Abstand. Es war schon ein wenig kalt. Aber es war schön erfrischend nach so einem warmen Tag.
Unser Weg führte uns am Ende des Tages noch am Südende des Loch Lomond vorbei quer durch die Trossachs. Einmal rauf nach Aberfoyle und entlang des Loch Venechar zur A84 nach Stirling. Auf dem Weg kamen wir an der Deanston Distillery vorbei, die wir aber rechts liegen ließen, weil es schon spät wurde. Wir wollten schauen, ob wir es schafften, dort am nächsten Tag eine Tour zu machen. Dann tauchten am Horizont das Wallace Monument und Stirling Castle vor uns auf.
In Stirling hatten wir zunächst Probleme, unser Hotel bzw. einen passenden Parkplatz zu finden. Jonathan, der Besitzer des Friars Wynd, zeigte mir aber netterweise den verschlungenen Weg dorthin. Martin und ich wollten uns am letzten Abend unserer Reise ein großes Stück Fleisch gönnen, dazu ein Pint oder zwei. Jonathan meinte, dass er uns im Hotelrestaurant ein gutes Stück anbieten könne. Wir fragten nach der Größe und er kam mit einem Stück Ribeye auf einem Teller aus der Küche zurück. Ok, bitte zwei davon für jeden, dann passt das. Diesen Kommentar musste er doch erst einmal sichtlich verdauen. Wir einigten uns am Ende auf einen guten Preis und bekamen unser gewünschtes Abendessen. Lecker war es. Das Hotel als solches war übrigens auch zu empfehlen. Ein wenig teurer, aber dafür mitten in der Stadt gelegen und mit richtig schönen Zimmern.
Nach dem Abendessen und Trinken machten wir noch einen kurzen Stadtrundgang. Die Curly Coo Bar hatte ich noch auf dem Plan für den Abend und den einen oder anderen Dram, doch das wäre zu viel geworden. Wir hatten ja noch den Oban im Gepäck. Den köpften wir zum James Bond Film Goldeneye im Fernsehen. Richtig schön entspannend. Und die beste Nachricht des Tages: ich bekam das Einzelzimmer und durfte eine Nacht lang ganz alleine schnarchen.