Der Gesundheit zuliebe…

Hand zeigt Schild mit Stop Alkohol

‚Slàinte mhath‘ sagt man als Trinkspruch auf Gälisch, was übersetzt so viel heißt wie ‚Gute Gesundheit‘. Das deutsche Pendant ‚Prost‘ bzw. ‚Prosit‘ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Es sei zuträglich‘. Beides sind ausgesprochen brauchbare Wünsche, wenn es um den Konsum von Alkohol geht. Sie gehen nur in verschiedene Richtungen. Der gälische Ausdruck bringt es jedoch ziemlich gut auf den Punkt: Alkohol hat etwas mit Gesundheit zu tun. Denn der Gesundheit zuliebe…

… sollte man den Konsum (oder auch den Genuss) von Alkohol so weit wie möglich eingrenzen. Und das schreibt jemand, der Whisky trinkt und an dieser Stelle in schöner Regelmäßigkeit Verkostungsnotizen veröffentlicht – ein Widerspruch? Nein, nicht unbedingt. Whisky ist für mich nicht einfach ein Konsumgut, es geht um den Genuss. Sonst würde ich mit Jack, Jim und Johnnie sicher günstiger weg kommen. Alkohol kann man aber auch in kleinen, gesundheitsverträglichen Mengen genießen ohne bleibende Schäden davon zu tragen.

Manche ‚Experten‘ behaupten sogar, dass der Konsum von Alkohol bzw. Ethanol in geringen Mengen der Gesundheit förderlich sein soll. Das kann ich leider nicht beurteilen, da ich kein Fachmann auf dem Gebiet der Medizin bin und mir nur eine eigene Meinung bilden kann. Daher sind die Worte auf dieser Seite auch nicht als rechtlich oder medizinisch bindend zu verstehen, sie stellen lediglich meine Sicht des Themas dar. Soweit zu diesem wichtigen Punkt.

Zurück also zur Gesundheit selber. Natürlich mache ich mir hierüber aus gegebenen Anlass Gedanken. Wie viel Alkohol darf ich überhaupt zu mir nehmen, ohne meine Gesundheit auf’s Spiel zu setzen? Fördert der regelmäßige Konsum von Alkohol eine Abhängigkeit, auch wenn es nur kleine Mengen sind? Kann ich gar Aussagen Glauben schenken, die Inhaltsstoffen von Whisky eine gesundheitsfördernde Wirkung zuschreiben? Wie wirkt Alkohol auf mich? Wie macht sich letzten Endes eine Abhängigkeit bemerkbar?

Die Überlegungen zum Thema Alkohol und Gesundheit beginnen schon mit Schwierigkeiten und Verwirrung, wenn man versucht, eine mehr oder weniger eindeutige Aussage über die Alkoholmenge zu finden, die langfristig nicht gesundheitsbeeinträchtigend ist. Im Internet kursieren dazu diverse Empfehlungen, die als Ursache aber weder die variierende menschliche Konstitution haben noch das Vermögen, Alkohol mehr oder weniger schnell abbauen zu können.

Viele haben bestimmt schon oft den Hinweis auf drinkaware.co.uk auf einer Whiskyflasche aus Schottland gesehen. Ein guter Einstieg für erste Informationen, sollte man meinen. Immerhin steckt hinter dieser Seite nach eigenen Aussagen eine unabhängige Stiftung. Allerdings wird diese durch freiwillige Spenden der Getränkeindustrie und großer britischer Supermärkte getragen. Ein Schelm, der böses dabei denkt oder gar die Unabhängigkeit der Organisation in Frage stellt. Gleiches gilt in ähnlicher Weise für Verweise auf responsibledrinking.eu. Diese Homepage und deren Inhalte werden von ’spritisEurope‘ verwaltet, die Hersteller alkoholischer Getränke und nationaler Verbände in Europa vertreten.

Wer sich auf der auf deutschen Flaschen mit alkoholischen Inhalt ab und zu genannten Seite massvoll-geniessen.de umsieht, wird den Untertitel ‚Informationen und Aufklärung für Verbraucherinnen und Verbraucher zum Thema alkoholhaltige Getränke‘ nicht übersehen können. Verantwortlich für den Inhalt der Seite zeichnet der ‚Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung‘ des Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI). Trotz aller Beteuerungen bezüglich einer Mitverantwortung und der nicht-kommerziellen Ausrichtung der Seite bleiben mir Zweifel an der Unabhängigkeit der dort gemachten Aussagen. Vielleicht nicht an ihrer quantitativen Korrektheit, doch aber an qualitativen Formulierungen.

Wirklich unabhängig mit ihren Empfehlungen sollte hingegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sein. Dort kann ich entsprechende Angaben aber leider nicht finden. Die Seite kenn-dein-limit.info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die in Zusammenarbeit mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) organisiert wird, oder die Plattform drugcom.de sollten aber zumindest konservative Aussagen liefern. Das Problem ist nur, dass Empfehlungen auf internationaler Basis nicht einheitlich sind. Hier einmal Beispiele aus verschiedenen Ländern, der Einfachheit halber nur für das männlich Geschlecht.

QuelleEmpfehlung
(pro Tag)
Beispiele
Bier             

Wein           

Likör       

Spirituose
responsibledrinking.eu
(International)
3 Standardgetränke
á 8 bis 13 Gramm
250 ml
5%
10 g
100 ml
12%
9,6 g
60 ml
20%
9,6 g
30 ml
40%
9,6 g
drinkaware.co.uk
(Großbritannien)
3-4 Standardeinheiten
á ca. 8 Gramm
750 ml
4%
24 g
250 ml
13%
26 g
100 ml
40%
32 g
massvoll-geniessen.de
(Deutschland)
30 Gramm
(Hinweis auf DHS
mit 24 Gramm)
300 ml
4,8%
11,5 g
200 ml
11%
17,6 g
60 ml
20%
9,6 g
40 ml
42%
13,4 g
goda.dk
(Dänemark)
2 Standardeinheiten
á ca. 12 Gramm
(Hinweis auf Gesundheitsamt)
330 ml
4,6%
12,1 g
108 ml
14%
12,1 g
40 ml
38%
12,1 g
disfrutadeunconsumo-
-responsable.com

(Spanien)
30 Gramm
(Hinweis auf WHO)
250 ml
5%
10 g
100 ml
12%
9,6 g
60 ml
20%
9,6 g
30 ml
40%
9,6 g
nhs.uk
(Großbritannien)
3-4 Standardeinheiten
á ca. 8 Gramm
500 ml
5,2%
20,8 g
250 ml
13%
26 g
75 ml
40%
24 g
drugcom.de
(Deutschland)
2 Standardgläser
á 10 bis 12 Gramm
250 ml
4,8%
9,6 g
125 ml
11%
11 g
40 ml
38%
12,1 g
kenn-dein-limit.info
(Deutschland)
2 Standardgläser
á 10 bis 12 Gramm
250 ml
5%
10 g
125 ml
11%
11 g
40 ml
38%
12,1 g

Vielleicht ist es eine ausreichend zufriedenstellende Herangehensweise, sich in diesem unklaren Fall auf die etwas strengeren deutschen Empfehlungen zu beziehen. 20 bis 24 Gramm Alkohol ergeben für einen Single Malt Whisky mit 40% ein tägliches Maximum von 62,5 bis 75 ml. Bei 43% sind es 58 bis 70 ml und bei einem Alkoholgehalt von 50% sind es immerhin noch 50 bis 60 ml. Mehr als genug für den Genuss eines guten Drams.

Sehr brauchbar finde ich den Hinweis, dass man die Abhängigkeit von Alkohol nicht nur an der konsumierten Menge sondern auch am Konsumverhalten selber festmachen kann. Selbst wenn ich wenig trinke, aber regelmäßig, vielleicht sogar täglich, können Körper und Geist sich auch an eher geringe Alkoholmengen gewöhnen und von ihnen abhängig werden. Den Rat der Experten, einen regelmäßigen Konsum von Alkohol durch 2 oder 3 freie Tage in der Woche zu unterbrechen, halte ich daher für eine wirklich gute Maßnahme.

Doch wie findet man heraus, ob man sich in einem gefährlichen Bereich bewegt? Entsprechend der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) kann eine Abhängigkeit von Alkohol relativ einfach ‚diagnostiziert‘ werden:

Alkoholabhängigkeit entwickelt sich über einen langen Zeitraum und tritt im Allgemeinen dann auf, wenn ein langzeitig erhöhter Alkoholkonsum und die individuelle genetische Disposition zusammenwirken. Sie wird in der Regel dann diagnostiziert, wenn während des letzten Jahres mindestens drei der nachfolgend aufgeführten sechs Kriterien der „Diagnostischen Leitlinien für das Abhängigkeitssyndrom“ erfüllt sind:

  • Es besteht ein starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren.
  • Es besteht eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums.
  • Das Auftreten eines körperlichen Entzugssyndroms.
  • Es kann eine Toleranz nachgewiesen werden, d.h. es sind zunehmend höhere Dosen erforderlich, um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen.
  • Andere Vergnügungen oder Interessen werden zugunsten des Substanzkonsums zunehmend vernachlässigt.
  • Der Alkoholkonsum wird trotz nachweisbarer eindeutiger schädlicher Folgen körperlicher, sozialer oder psychischer Art fortgesetzt.

Der übermäßige und regelmäßige Konsum von Alkohol ist also fraglos gesundheitsschädlich. Aber es gibt auch Untersuchungen, die moderatem Alkoholkonsum eine gesundheitsfördernde Wirkung bescheinigen. Dies gilt insbesondere für Rotwein und darin enthaltenen Stoffen wie Antioxidantien, namentlich Resveratrol, dem eine mögliche Wirksamkeit gegen Krebszellen, Arteriosklerose, Herzkrankheiten, Alzheimer, einen hohen HDL-Cholesterinspiegel und Arthritis nachgesagt wird.

In letzter Zeit tauchen dazu in nationalen und internationale Medien immer mal wieder Berichte auf, wonach auch Whisky gar nicht so schlecht für die Gesundheit sein könnte. Moderat genossen, versteht sich. Eine ganze Reihe von japanischen Untersuchungen heben eine mögliche positive Wirkung von Polyphenolen wie Ellagsäure, die das Eichenholz im Verlauf der Lagerung an den Whisky abgibt, auf den menschlichen Körper hervor. Diese sollen unter anderem

  • die Aufnahmefähigkeit des Blutes für Antioxidantien erhöhen
  • allergene Reaktionen und Entzündungskrankheiten abschwächen können
  • die Wandungen von Darm und Blutgefäßen besser schützen als andere Alkoholarten
  • die Abfuhr von Harnsäure über den Urin fördern – gut für Gicht-Geplagte

In eine ähnliche Richtung, wenn vielleicht auch nicht ganz so wissenschaftlich begründet, geht ein kürzlich im Blog der Whiskybotschaft erschienener Artikel zum gleichen Thema. Auch hier werden unter anderem die Vorzüge der Ellagsäure betont. Vergessen darf man aber einen Punkt nicht – und hier möchte ich gerne einen japanischen Forscher zitieren, der ja so Recht hat:

We do not recommend drinking whiskey or wine as a method of antioxidant intake, since other beverages such as green tea and oolong tea also include many antioxidants (…).

In diesem Sinne ist und bleibt Single Malt Whisky – trotz aller möglichen Vorteile – ein Gift für unseren Körper. Gänzlich auf den Genuss muss man nicht verzichten, aber bewusst einschränken sollte man sich auf jeden Fall. Der Gesundheit zuliebe.

Schreib, was du zum Thema denkst.