Whiskyreise – Teil 5: Glencoe

Schottlands Landkarte in NationalfarbenDas Wetter änderte sich am Freitag leider nicht. Es war nach wie vor sehr diesig und leicht regnerisch. Schade, denn ich wollte den beiden gerne Oban von seiner besten Seite zeigen, mit leckerem Mittagessen am Hafen, und danach ein wenig wandern gehen. Für den Rest des Tages war dann Entspannung angesagt.

Also planten wir etwas um. Am Vorabend hatten wir schon verabredet, dass wir ein wenig länger schlafen wollten. Klaus schnappte sich nach dem Spätstück noch kurz das Auto und fuhr die A82 ein paar Meilen nach Norden, von wo wir gekommen waren. Er wollte einen echten Highland-Zug fotografieren. Martin und ich waren überrascht, wie sehr Klaus sich mit Zügen beschäftigte, dass er dafür sogar die Fahrpläne in so einer angelegenen Gegend studiert. Aber gut, andere wollen möglichst viele Whiskys probiert haben, bevor die Leber aufgibt. Jedem das seine.

Nach Klaus‘ Ausflug fuhren wir zum Glen Orchy, genauer gesagt zum Eas Urchaidh, einem kleinen idyllischen Wasserfall am gleichnamigen Fluss Orchy. Dort begann eine Wanderroute, die ich auf walkhighlands.co.uk gefunden hatte und von der ich meinte, dass ich sie uns zutrauen konnte. Es ging von Wasserfall ein paar Kilometer durch die Wälder bis zum Allt Brioghleachan Pinewood Reserve. Die Route war sehr schön, die Steigungen ok, der Pfad als solcher auch, das Wetter blieb fast trocken, nur die Midges nervten unendlich.

Glen Orchy Eas Urchaidh WasserfallDie Route war offiziell als Einwegtour beschrieben, es ging den gleichen Weg zurück wie hin. Es gab aber auch die Möglichkeit, eine Rundtour daraus zu machen. Diese Alternative wählten wir jedoch wegen der dunklen Wolken, die wir auf uns zu kommen sahen, nicht und drehten vor dem Reserve wieder um. Wären wir noch ein wenig weiter gegangen, hätten wir noch einen schönen Blick über die Landschaft haben können. Doch dafür hätte das Wetter besser sein müssen. Die Wolken hingen so tief, dass ein Weitblick eh nicht möglich war. Aber es war auch so eine schöne Wanderung. Mehr als 3 Stunden wären gar nicht notwendig gewesen, um der Natur näher zu kommen.

Zum Auto zurückgekommen entschlossen wir uns kurzfristig, nach Fort William zu fahren, um dem aufkommenden Regen nicht so ausgesetzt zu sein. Es gab am Bahnhof kurz was zu Essen. Haggis natürlich für Martin und mich. Klaus machte wieder Zugfotos. Danach ging es ans andere Ende des Stadt zur Ben Nevis Brennerei. Ich versuchte auch zu erklären, dass der Ben Nevis mit seinen Dreizehnhundert-irgendwas Metern der höchste Berg in Großbritannien sei, doch der versteckte sich komplett hinter den Wolken.

Ben Nevis DistilleryDie Tour bei Ben Nevis verlief… hmm, nennen wir es mal ‚gut organisiert‘. Wir waren so an die 35 Leute, die durch die Brennerei gescheucht werden mussten. Der Guide (Alexandra?) machte es nicht schlecht, doch es waren einfach zu viele Menschen unterwegs. Da war nicht viel Platz für Fotos oder Fragen, wenn man alle Besucher rechtzeitig von A über diverse andere Buchstaben nach Z bekommen wollte.

Immerhin gab es am Ende in paar Drams. Meinen bekam Martin, ich musste die beiden ja noch nach Hause fahren. Und man bekam 5 Pfund Rabatt beim Kauf einer Flasche, wenn man eine Tour gebucht hatte. Ich nahm also für 31 Pfund eine Buddel in Fassstärke mit, die wir im Herbst bei unserem nächsten Campingtrip aufmachen und zusammen genießen werden. Das wird eine schöne Erinnerung an Schottland.

Es ging dann wieder zurück Richtung Süden. Doch nicht direkt nach Tyndrum, denn Oban wollte ich den beiden nicht vorenthalten. So sollte es dort eben keine Mittagessen, aber dafür ein Abendessen geben. Und die Strecke entlang der A828 bot im abendlichen Sonnenlicht, das manchmal seinen Weg durch die Wolken fand, ein paar imposante Aussichten.

Castle Stalker

Gegessen hätte ich gerne im Cuan Mor oder im Ee-Usk, doch in beiden gab es ohne Reservierung innerhalb der nächsten Stunde oder zwei keinen Platz. Schade, so ein leckerer Fisch in Oban hätte schon was gehabt. Glücklicherweise gab es im Restaurant Piazza neben dem Ee-Usk noch einen freien Tisch für uns. Ich nahm einen Seabass auf Linguini. Der wäre in den anderen beiden Restaurants sicher pfiffiger zubereitet gewesen, aber es war schon ok. Satt wurde wir alle.

Es wurden noch ein paar Fotos vom Hafen gemacht, bevor wir wieder nach Tyndrum zu unserer Lodge zurück fuhren. Ich freute mich schon auf den Glen Moray, der lecker war und bestimmt niemandem weh tun wollte. Immerhin hatte ich den Tag über nichts ‚ordentliches‘ zu trinken bekommen.

Hafen von Oban

Doch zuvor mussten wir noch Midges jagen. Das Zimmer war voll davon. Ich nehme an, dass die Putzfrau, die uns einen Satz Handtücher und unsere Trinkgläser (ok, es waren nicht unsere, sondern die von der Lodge) weg genommen hatte, beim Saubermachen die Zimmertür aufgelassen hatte. Autan-Spray für den ersten Direktangriff half ein wenig, der Rest wurde mit einem Handtuch nach und nach brutal erschlagen.

Durch die letzte Nacht gewarnt gab mir Martin ein paar Ohrenstöpsel für einen ruhigeren Schlaf. Allerdings fand ich die nicht sehr angenehm im Ohr, legte sie zur Seite und wollte versuchen, ohne über die Runden zu kommen. Leider stellte sich heraus, dass Martin sich schnarchtechnisch bisher nur vornehm zurück gehalten hatte. Es gab Salven von ihm, bei denen ich ernsthaft um die Stabilität der Lodge bangte. Also pfropfte ich doch die Stöpsel in meine Ohren. Das ungewohnte Gefühl war eben das kleinere Übel und die Stöpsel taten ihren Dienst gut. Meinen Wecker hörte ich am nächsten Morgen überhaupt nicht.

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