Ja, ich weiß, was Sie jetzt denken. Natürlich ist Whisky der Treibstoff für den ausklingenden Abend und ein gemütliches Beisammensein. Ich denke aber hier weniger an den sozialen als an den technischen Aspekt des Begriffes Treibstoff. Der Betreiber der Destillerie Bruichladdich, Mark Reynier, auf der schottischen Insel Islay denkt in diesem Fall scheinbar ähnlich.
Selbstversorgung auf einer einsamen Insel? Unabhängig sein von den Preislaunen der Stromversorger und Mineralölkonzerne? Geld verdienen, mit dem was man tut, und dennoch im Takt der Natur ticken? Dieser Traum wird nun auf Islay Realität. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein Nissan Leaf, einem Elektroauto, das seit kurzem dem Whisky-Produzenten als Dienstwagen dient. Dieser Nissan fährt mit vor Ort erzeugtem Strom über die Insel. Erzeugt aus Whisky!
Islay. Das sind knapp 3500 Einwohner, ein paar nette Ruinen von Kirchen, nicht zu verachtenden Whisky-Destillerien (mittlerweile 8 an der Zahl) und mehr als 30.000 Schafe. Neben der Gerste für den Whisky von Bruichladdich gedeihen hier nun also auch Pläne zum alternativen Antrieb von und zu komplett CO2-neutral erzeugten Strom für Elektroautos.
Der Plan: Der Strom wird aus dem beim Destillationsprozess anfallenden Pot Ale gemacht. Das ist ein wässriges Abfallprodukt, das von fleißigen Mikroorganismen durch anaerobe Gärung in Biogas umgewandelt wird. Dieses wiederum treibt einen Generator an, der nicht nur die hauseigenen Whisky-Produktionsanlagen mit Strom versorgt, sondern auch den erwähnten Nissan Leaf.
145 km/h Spitzengeschwindigkeit und 175 Kilometer Reichweite sind die technischen Eckdaten des Nissan – Werte, die für Bewohner von Islay klingen müssen, wie Musik von einem anderen Planeten. Reynier ist jedoch hoch zufrieden mit seinem neuen Auto, das sich phantastisch fährt. Immerhin umgeht er auf diese Weise auch den teuersten Diesel in ganz Großbritannien tanken zu müssen, weil Islay als Insel von der normalen Versorgung abgeschnitten ist.
Zu Feier der neu gewonnenen Unabhängigkeit von Diesel und Benzin will der sparsame Schotte nun eine limitierte Sonderauflage seinen CO2-neutral erzeugten Whiskys in Zusammenarbeit mit dem japanischen Autobauer auf den Markt bringen. Der Name: Leaf.
Egal, wie diese Sonderabfüllung schmecken wird, besser als Bio-Diesel wird es allemal sein.