Whisky als Wertanlage

Whiskyfässer der Destillerie BowmoreGold wird allgemein als krisensichere Wertanlage angesehen. Das gleiche sollte auch für Whisky gelten – im Sinne von flüssigem Gold. Whisky als Wertanlage wird immer beliebter und es werden von einigen Destillerien schon Abfüllungen auf den Markt gebracht, die gezielt auf den Markt für Sammler und Anleger ausgerichtet sind. Aber natürlich ist nicht jeder Whisky als Geldanlage geeignet und genau wie bei Aktien oder Immobilien sind auch hier Vergleiche sinnvoll. Denn nicht nur geschmacklich ist Whisky nicht gleich Whisky. Das gilt auch für Whisky als Geldanlage.

Der König unter den verschiedenen Herstellarten und Herstellorten ist sicherlich ein Single Malt Whisky aus Schottland. Single Malts sind im Gegensatz zu den sogenannten Blends Whiskys, die nur aus einer Destillerie stammen. Blends wie Johnnie Walker oder Chivas Regal sind zwar beliebter als Getränk und werden auch weitaus mehr produziert, doch ein Single Malt ist etwas Spezielles. Er hat Charakter, sagt man.

Diese speziellen Single Malts, die das Aushängeschild einer jeden Brennerei sind, die etwas auf sich hält, sind allerdings erst vor knapp 50 Jahren entstanden, als Glenfiddich sich „selbstständig“ machte. Und die Popularität von Single Malts wuchs unter den Liebhabern schottischer Whisky, dem Scotch. Nachdem immer mehr Destillerien sich daran machten, diese Marktnische einzunehmen und Single Malts zu produzieren, wurden vor etwa 20 Jahren auch Spezialabfüllungen und Sonderserien in kleinen Auflagen interessant. Heute steht dieser Markt für ungefähr 10 Prozent der gesamten schottischen Produktion von Whisky.

Und was Anfang der 60er Jahre begann, hat bis heute eine erstaunliche Wertsteigerung durchlebt. So wurde beispielsweise eine Produktion von Bowmore, der Black Bowmore, 1964 für „nur“ 150 Mark verkauft. Dieser wurde vor ein paar Jahren dann in Deutschland für 2800 Euro versteigert. Rendite: schlappe 3700 Prozent.

Doch auch hier gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Als der Preis bekannt wurde, versuchten eine Reihe privater Sammler ihre Flasche zu vergolden, erreichten damit aber nur noch Preise von 1600 Euro pro Flasche. Ein weiterer Grund hierfür war sicherlich auch die Neuabfüllung des Black Bowmore aus dem Jahre 1964 im Jahre 2007, die aufgrund ihres Alters schon am ersten Tag 3000 Euro kostete. Die Wertsteigerung ging in diesem Fall direkt an die Destillerie Bowmore. Bei einem solchen Preis wird der Sammler noch einige Jahre warten müssen, bis für ihn auch etwas bei einem solchen Kauf abfällt.

Da ein Whisky bei und nach der Produktion kaum Kosten verursacht, sind die hohen Preise auch bei alten Whiskys also nur auf den ideellen Wert und die Seltenheit des Whiskys zurückzuführen. Einen seltenen Whisky aus Schottland zu finden ist trotz der knapp 100 zur Zeit produzierenden Destillerien zwar keine Seltenheit, doch ist das Angebot wegen der unzähligen Fässer, die aus der Produktion bereits geschlossener Destillerien noch auf Lager liegen, sehr unüberschaubar.

Will man einen Gewinn versprechenden Whisky erwerben, ist es daher sinnvoller nicht zu sehr auf den Geschmack zu setzen, da dieser individuell zu verschieden ist und möglicherweise nur von wenigen nachgefragt wird. Will man auf Nummer Sicher gehen, sollte man vielmehr auf bekannte Marken wie Glenmorangie, Bowmore oder Macallan setzen. Hier ist eher der Name als der Geschmack ausschlaggebend.

Wenn dann noch eine interessante Geschichte hinter der Abfüllung steht, lässt sich das Ganze gleich noch besser verkaufen. So geschehen mit dem Snow Phoenix von Glenfiddich. Dieser lagerte in einem Warehouse, das unter Schneemassen eingestürzt war. Als Glenfiddich die Fässer nach der Schneeschmelze abfüllen konnte, wurden die Flaschen für 70 Euro per Stück verkauft. Im Laufe des Tages stiegen die Preise dann bei Ebay auf 120 Euro. Nur wegen der Geschichte. Die Qualität des Whiskys war hier nebensächlich.

Nur hat auch der Name der Destillerie Einfluss auf die zu erwartenden Gewinne. Destillerien, die ihre Abfüllungen wie Glenfiddich zu niedrigen Preisen anbieten, werfen nicht viel ab. Interessanter sind hier Whiskys von der Insel Islay im Westen Schottlands, die beispielsweise von Lagavulin, Ardbeg oder Bowmore produziert und abgefüllt wurden. Aber auch kleinere Destillerien aus den Highlands können gute Preise erzielen. Nicht zuletzt sind auch Abfüllungen von geschlossenen oder bereits abgerissenen Brennereien zu nennen.

Unterschiede gibt es auch zwischen Originalabfüllungen, die von den Destillerien selber verkauft werden, und unabhängigen Abfüllungen. Erstere sollten schon kurz nach dem Erscheinen gekauft werden, solange der Preis noch niedrig ist. Hier sind Jahrgangswhiskys, die für Sammler einen besonderen Anreiz bieten, genauso interessant wie „Batches“ von bestimmten Abfüllungen. 10 Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr sind hier durchaus zu erreichen. Unabhängige Abfüllungen eignen sich hingegen traditionell eher für den Genuss, wobei Ausnahmen unabhängiger Abfüllungen mittlerweile geschlossener Destillerien finanziell bestimmt nicht zu verachten sind.

Wichtig beim Sammeln von Whisky ist jedoch, dass man sich immer mit einer ausreichenden Menge einer Abfüllung eindeckt. Drei Flaschen sollten es schon sein: die erste zum trinken, die zweite für die Sammlung und die dritte zum verkaufen.

Finanzielle Verluste sind beim Sammeln von Whisky kaum zu erwarten – es sei denn, man hat eine (oder drei) Flasche(n) gekauft, deren Startpreis schon sehr hoch angesiedelt war. Eine sinnvolle Spanne des Kaufpreises liegt zwischen 100 und 200 Euro. Sollte der Whisky wider Erwarten doch (deutlich) an Wert verlieren, kann man die Flasche immer noch öffnen und seinen Frust herunterspülen. So bleiben wenigstens das Erlebnis und die Erinnerung.

Ach ja, will man Whiskys dennoch für mehrere Jahre lagern, geschieht dies am Besten stehend im Dunkeln und bei gleich bleibenden Temperaturen. Eine liegende Lagerung tut dem Korken nicht gut und bei zu großen Temperaturschwankungen verdunstet der Alkohol aus der Flasche.

Ich persönlich werde eine spezielle Flasche meiner Sammlung noch bis zu meiner Rente aufbewahren und erst dann öffnen. Die besondere Geschichte an diesem Whisky von Tomatin: er wurde in meinem Geburtsmonat destilliert. Ich bin gespannt, wie er in ein paar Jahrzehnten schmecken wird… objektiv sicherlich genauso wie heute, aber subjektiv schmeckt er dann natürlich viel besser.

4 Gedanken zu “Whisky als Wertanlage”

  1. Jörg

    Besten Dank für den Artikel. Auch ich will mich mit einer Investition in Whisky versuchen und finde den Tipp mit der drei Flaschenregel und dem Hinweis, nicht zu teure Whiskys zu kaufen gerade für Anfänger sehr wertvoll. Auch die Einschätzung, welche Whiskys man als Wertanlage kaufen kann, ist schlüssig und lässt sich in recht ähnlicher Form auch auf anderen Seiten finden. Ein Vorteil, den der Whisky im Vergleich zu anderen Wertanlagen in Rohstoffe hat, ist dessen gute Haltbarkeit und einfache Lagerung. Also auch für die „Krisenvorsorge“ gut geeignet.

  2. Ein ganz toller Artikel mit wichtigen Informationen. Whisky als Geldanlage ist nicht für jeden etwas. Man muss sich schon umfangreich damit auskennen, um am Ende das ganze als Geldanlage nutzen zu können.

    1. Vielen Dank!
      Auch wenn der Artikel nun schon vor mehr als 4 Jahren geschrieben wurde, ist das Thema (leider) nicht minder aktuell.

Schreib, was du zum Thema denkst.