Kilchoman, die Neue auf Islay

Das erste Fass der Destillerie Kilchoman auf IslayWenn ich schon eine Kategorie für das Thema Destillerien hier eingerichtet habe, dann sollte diese doch auch mit einem gebührenden Beitrag eröffnet werden. Was bietet sich also mehr an als erste Worte über die neueste und damit die achte produzierende Destillerie auf der Whisky-Insel Islay: Kilchoman.

Bunnahabhain, Caol Ila, Ardbeg, Laphroiag, Lagavulin, Bowmore und Bruichladdich sind die anderen 7 Destillerien, an denen sich der neue Single Malt Whisky von Islay nun messen darf. Keine leichte Aufgabe. Zudem war es im Jahre 2005 die erste Neueröffnung einer Destillerie auf Islay in den letzten 124 Jahren. Es wäre mit Sicherheit weniger ambitiös gewesen, wenn Kilchoman (ausgesprochen übrigens kilhoman) irgendwo in den Highlands noch ein stilles Plätzchen gefunden hätte.

Doch ich konnte mich im letzten Jahr selber vor Ort von der Qualität Kilchoman’s überzeugen. Dort fühlt man sich ganz bestimmt als ein Teil von Islay und ist stolz auf die Tradition, die der Scotch Whisky dort besitzt. So behandelt Kilchoman dann auch seine Produkte: mit Hingabe und mit Leidenschaft. Und nicht zuletzt mit Freundlichkeit und Offenheit seinen Gästen gegenüber. Kilchoman ist im Vergleich zu den touristisch recht überlaufenen Bowmore oder Laphroiag noch ein eher unberührtes Kleinod. Nett etwas jenseits der Küste der Insel gelegen und mit Sicherheit einen Abstecher wert.

Mit seiner Produktionskapazität von gerade einmal 100.000 Litern im Jahr ist Kilchoman noch eine der kleineren Destillerien in Schottland. Als eine von 6 Destillerien mälzt Kilchoman seine Gerste noch selber. Im Unterschied zu nahezu allen anderen Destillerien wächst die Gerste aber auf den Feldern, die an die Destillerie angrenzen. 100 Tonnen eigene Gerste werden so jedes Jahr zu Malz verarbeitet. Die restlichen 70% des benötigten Malzes kommen von der Mälzerei in Port Ellen. Die beiden Malzsorten werden jedoch separat verarbeitet und jede bildet die Grundlage ihres eigenen Whiskys.

Eine Tonne fasst das Maischefass von Kilchoman. 4 Washbacks mit je 5300 Litern Fassungsvermögen sind im Einsatz. Nach einer Fermentierungszeit von durchschnittlich 100 Stunden wird der Whisky in den zwei Brennblasen (Wash Still mit 2700 Litern und Spirit Still mit 1500 Litern) destilliert. Dies geschieht 12 mal in der Woche und füllt maximal 18 Fässer. Jährlich werden so knapp 700 Fässer befüllt, der Großteil davon in Bourbonfässer von Buffalo Trace. Das erste Fass wurde im Übrigen am 14. Dezember 2005 gefüllt und am 9. September 2009 wurde die erste Abfüllung präsentiert. Sammler zahlten ziemlich hohe Preise für den Tropfen. Für die allererste Flasche wurden auf einer Auktion 5400 Britische Pfund bezahlt.

Wie anfangs schon beschrieben, ist der Kilchoman qualitativ-technisch über jeden Zweifel erhaben. Ein Single Malt der gehobenen Klasse, handwerklich sehr gut. Ich habe auf Islay zwei Versionen des Kilchoman probieren können, den Autumn 2009 und den Summer 2010. Hier muss ich allerdings den Whisky-Päpsten Michael Jackson und Jim Murray widersprechen, die der Erstauflage (die ich allerdings nicht bekommen konnte…) überdurchschnittliche hohe Punkte verleihen. Zumindest die Herbstausgabe von 2009 war geschmacklich so gar nicht mein Fall. Im Ansatz war dieser sicherlich Islay-typisch mit Rauch und Torf, doch schon nach kurzer Zeit wurde der Whisky medizinisch bitter mit viel zu viel Aniseinschlägen. Der Summer 2010 hingegen war auch geschmacklich hervorragend, mit viel Frucht neben dem Rauch.

Alles in allem scheinen die jahreszeitlich erscheinenden Whiskys von Kilchoman (Spring, Summer, Autumn und Winter) aber doch erstaunlich vielfältig im Geschmack zu sein, so dass hier jeder seinen Tropfen finden können wird. Für mich gibt es daher auch kaum Zweifel, dass sich Kilchoman auch wegen der geringen Produktionsmengen gegen die etablierte Konkurrenz aus dem Süden und Osten der Insel behaupten können wird.

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