The Lakes Distillery

Schild der Lakes DistilleryDie erste legale Whiskydestillerie in Cumbria – das haben sich Cumbria Distillers auf die Fahnen geschrieben. Whisky wurde in der Gegend zwar schon vor Jahrhunderten gebrannt, aber immer nur illegal. Im Lake District soll Mitte des kommenden Jahres offiziell die Lakes Distillery ihre Arbeit aufnehmen und damit eine Jahrhunderte alte Tradition weiterführen. Gründer und Geschäftsführer wird Paul Currie, der mit seinem Vater 1995 die heute recht erfolgreich arbeitende, einzige Whiskybrennerei auf der Isle of Arran gegründet hat. Die Destillerie im Lake District soll aber nicht nur Whisky brennen, sondern zunächst Umsatz durch den Verkauf von Gin mit dem Namen ‚Jenupus‘ generieren, der aus heimischen Wacholder produziert wird.

Gefragt nach dem ‚Warum‘ für den Standort Cumbria, antwortet Currie gerne ‚Warum nicht‘. Und irgendwie hat er damit wohl Recht. Die Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands grenzt an den Süden Schottlands und hat eine keltische Vergangenheit. Die Lakes Distillery liegt im Lake District nahe der Ortschaft Setmurthy am nordwestlichen Ende des Lake Bassenthwaite. Die Teile des Lake District, die dem Meer zugewandt sind, gehören aufgrund dem gebirgigen Geländes zu den Feuchtesten in England mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 2000 mm pro Jahr. Wegen des gemäßigten Klimas in der Gegend gibt es dort aber nur geringe Temperaturschwankungen über das Jahr hinweg. Die geografischen und klimatischen Randbedingungen scheinen also schon mal zu passen.

Die Suche nach einem geeigneten Standort für die neue Lakes Distillery erwies sich da schon als anspruchsvoller. Die Wahl fiel auf die mehr als 150 Jahre alten steinernen Gebäude der Low Barkhouse Farm, die im viktorianischen Stil erbaut wurden. Dazu passt, dass man mit dem Fluss Derwent, dessen Wasser auf seinem Weg von der Quelle bei Sprinkling Tarn in den Lake Bassenthwaite durch torfhaltige Böden fließt, wohl eine interessante Wasserquelle gefunden hat. 1,5 Millionen Pfund soll der Umbau der alten Scheunen und Ställe kosten. Die alten Baustoffe und Konstruktionen der Farmgebäude sollen erhalten bleiben, um eine möglichst ursprüngliche Umgebung für die Präsentation und den Verkauf von Whisky zu schaffen. Die Steinmauern der Gebäude sind dabei in einem wesentlich bessern Zustand als die Dächer, die für eine ausreichende Sicherheit erneuert werden müssen.

Lage der Lakes Distillery in Cumbria

Am 24. März 2011 gingen die Planungsunterlagen und der Antrag für den Bau der Lakes Destillerie bei der zuständigen Behörde ein. Noch vor dem 3. August 2011 lautete die Empfehlung des Development Control Committee im Lake District National Park jedoch: ‚Refuse‘. Anwohner hatten Einspruch gegen den Bau der Destillerie eingelegt und auch die lokalen Raumplaner kamen mit Einwänden. Auf einer Sitzung des Komitees am 3. August beschloss man dann aber, einen Ortstermin innerhalb der folgenden 2 Wochen anzuberaumen. Das Development Control Committee empfahl allerdings auch für die nächste Sitzung am 7. September weiterhin, den Bau der Lakes Destillery abzulehnen. Glücklicherweise hörte die Lake District National Park Authority nicht auf diese Empfehlung und genehmigte am 12. September den Bau der Destillerie, eines Cafés, eines Shops sowie von Parkplätzen. In einer Sitzung am 5. Oktober erkannte aus Development Control Committee diese Entscheidung an.

Verzögerungen bei der Errichtung der Destillerie ergaben sich jedoch aufgrund bautechnischer Herausforderungen und durch die Entscheidung von Paul Currie, am 25. Juni 2012 einen Antrag auf Änderung der bereits zugesicherten Öffnungszeiten für Besucher der Destillerie von 8 bis 18 Uhr auf 11 bis 21 Uhr zu stellen. In einer Sitzung am 5. September 2012 sprach sich das berühmt berüchtigte Development Control Committee mit 5 zu 4 Stimmen denkbar knapp gegen den Antrag aus. Man argumentierte, dass hierdurch gefährlicher Verkehr zu Zeiten der Dämmerung in eine sonst sehr ruhige Gegend gebracht würde. Anwohner fürchteten, dass der überraschende Antrag nur der erste Schritt zu einer Öffnungszeit bis 23 Uhr sein würde. Darüber bemängelte man die Angaben im Antrag von Cumbria Distillers als unzureichend, da hieraus nicht klar genug hervorginge, inwieweit die ursprünglich genehmigten Öffnungszeiten die finanzielle Machbarkeit des Projektes negativ beeinflussen würden. Mit 8 zu 1 Stimmen wurde unter Bedingungen am 10. September 2012 der Antrag dann doch genehmigt. Lokalpolitik eben.

Alte Gebäude der Lakes Distillery in Cumbria

Die Lakes Distillery wird damit schon die 5. Whiskybrennerei in England. Angefangen hat es mit der Zusammenarbeit von St. Austell Brauerei, die das Wash produziert, und Healey’s Cyder Farm, in deren Brennblasen aus dem Wash Whisky wird. Kurz darauf öffnete die St. Georges Distillery in Thetford Norfolk ihre Tore. Darüber hinaus wird man in der Copper House Distillery von Adnams Southwold am 5. Dezember 2013 den ersten ‚echten‘ Whisky präsentieren. Zuletzt hat die neue London Distillery Company ihre Brennausstattung aus Deutschland geliefert bekommen und wird vermutlich im Laufe des Frühjahrs 2013 ihre Arbeit aufnehmen.

Nicht als Whiskydestillerie werten will ich die Kella Distillery auf der ansonsten auch unabhängigen Isle of Man, der schon 1997 per Gerichtsbeschluss untersagt wurde, ihre nachdestillierten Single Malts ‚Whisky‘ zu nennen. Und auch Penderyn aus Wales zählt nicht als englische Destillerie, da dann auch die über 90 schottischen Brennereien hier genannt werden müssten. Aber das wäre dann wohl eher ein Thema für eine der nächsten ‚Whiskywelten‘.

Doch zurück zur Lakes Distillery.

Am südwestlichen Ende des Gelände der Low Barkhouse Farm soll ein Parkplatz für 20 Fahrzeuge angelegt werden. Besonderes Augenmerk der Behörden wird hier auf die Sicherheit der Besucher beim Überqueren der Landstraße zwischen Parkplatz und Destillerie gelegt. Die Forderung hier ist, dass der Bau der Destillerie nicht begonnen werden darf, bevor die Sicherheit der Besucher durch die Behörde nicht bestätigt und baulich gewährleistet ist. Das Café und der Shop sollen in der unteren Etage eines früheren Kuhstalls eingerichtet werden.

Lageplan der Lakes Distillery in Cumbria

Im Rahmen des Genehmigungsverfahren versprachen Cumbria Distillers, dass Destillerietouren mit nicht mehr als 15 Besuchern durchgeführt würden und die Anzahl der Touren auf eine im Winter und zwei im Sommer begrenzt sei. Mindestens 23 neue Jobs für diese wirtschaftlich nicht gerade gesegnete Gegend würden durch die neue Destillerie geschaffen. 6 davon sollen im Bereich Besucherführungen, Shop und Café liegen. Wenigsten 10% des Energieverbrauchs der Destillerie soll entsprechend der Baugenehmigung aus dezentralen und erneuerbaren oder wenig CO2 produzierenden Energiequellen stammen – im Gegensatz zu den Intentionen der neuen Destillerie von Adelphi. Doch die Lakes Distillery will mehr. Die Prozesswärme wird für die Beheizung aller Gebäudeteile genutzt und sowohl natürliche Ventilation als auch das Wasser des Derwent dient zur Kühlung. Zudem will man den Stromverbrauch über Solarstrom decken.

Der Whisky der Lakes Distillery soll recht mild sein und zweimal destilliert werden. Sein Charakter ähnelt aber nicht so sehr dem eines Lowland-Whiskys, sondern eher einem Highlander unterstützt von einer Portion Torf. Ein Teil der Rohstoffe besteht aus gemälzter heimischer Gerste aus Cumbria, doch die dort verfügbare Menge reichen für eine vollständige Deckung des Bedarfs der Destillerie nicht aus. Für den Gärprozess stehen 4 Washbacks aus Oregonpinie zur Verfügung. Schon zu Beginn der Produktion sollen 100.000 Liter in den beiden neuen kupfernen Brennblasen destilliert werden. Die Kapazität der Anlage liegt jedoch beim Dreifachen dieser Menge.

10 Jahre soll der Single Malt Whisky reifen können, bis er zum ersten Mal in größeren Mengen auf den Markt gebracht wird. Zuvor sollen jedoch schon nach 3 Jahren und nach 5 Jahren erste Flaschen abgefüllt werden, die offensichtlich Appetit auf mehr machen sollen. Die Lagerung und Reifung soll vornehmlich in Bourbon Barrels und Sherry Hogsheads erfolgen. Das Team um Paul Currie beabsichtigt aber nur diesen einen Single Malt zu produzieren. Damit wird ein anderer Weg als bei der Arran Distillery eingeschlagen, wo man zur Verwirrung der Kunden regelmäßig eine Unzahl von Whiskys mit unterschiedlichem Alter und Finishes abfüllt.

Wer will, kann sich auch beim Founders‘ Club anmelden und mit 595 Britischen Pfund den Bau der Destillerie unterstützen. Für die Mitglieder des Clubs werden die ersten 100 Fässer der Produktion zur Seite gelegt. Daraus erhält man dann für die ersten 10 Jahre jedes Jahr jeweils eine 0,7 Liter Flasche Whisky sowie 2 Miniaturen. Natürlich wird man auch zu besonderen Veranstaltungen wie dem Founders‘ Day eingeladen. Und man erhält 10% Rabatt auf alle Käufe von der Lakes Distillery und auf die Besucherrundgänge – lebenslang.

Übrigens ist die Idee der Currie’s im Lake District eine Whiskybrennerei entstehen zu lassen, gar nicht so neu. Schon 2004 berichtete die BBC von Andrew Currie (Bruder von Paul Currie) und seinen Plänen bei Staveley in der Nähe des River Kent eine Destillerie zu errichten. Das Thema wurde auch von Walter Schober in seinem Whisky Watch vom Februar 2006 noch einmal aufgegriffen. Naja, gut Ding will Weile haben und Andrew Currie versucht ja nun auch schon seit mehr als 8 Jahren eine Destillerie auf der Isle of Barra zum Laufen zu bringen.

Hoffentlich gelingt es Paul Currie mit der Lakes Distillery schneller…

Schreib, was du zum Thema denkst.