Welche Fässer gibt es für Whisky

Lagerhaus Fässer KilchomanWhisky aus Schottland muss – damit er sich entsprechend der Scottish Whisky Regulation überhaupt erst Whisky nennen darf – unter anderem mindestens 3 Jahre nach der Destillation lagern und reifen. Und ebenfalls entsprechend dieser Bestimmung muss der Whisky zur Reifung in Fässern aus Eichenholz lagern. Als weitere Voraussetzung wird von offizieller Seite angegeben, dass diese Fässer nicht mehr als 700 Liter Inhalt fassen dürfen. Für die EU gibt es ähnliche Voraussetzungen, genauso wie viele andere Länder ihre eigenen Regeln definiert haben, die sich oft am schottischen Original orientieren.

Besucht man die Lagerhäuser einer Whiskybrennerei, sei es nun in Schottland, in Deutschland oder in Japan, sieht man dort Holzfässer in allen Formen und Größen, in denen der Whisky häufig länger als ein Jahrzehnt reift. Die Fässer kommen dabei aus allen Teilen der Welt, denn Whisky lagert ganz oft in sogenannten Refill-Fässern, in denen sich zuvor schon andere alkoholische Getränke ihr Zuhause befunden haben. Das kann amerikanischer Bourbon sein oder spanischer Sherry oder französischer Cognac oder karibischer Rum oder italienischer Wein oder… ja, ganz viel eben.

Im der Regel werden für die Reifung von schottischem Whisky Fässer verwendet, in denen zuvor Bourbon lagerte. Fässer, die andere Alkoholika enthielten, werden bei Standardabfüllungen gelegentlich für den Ausbau genutzt. Dabei wird der Whisky gegen Ende seiner Reifungszeit für ein paar Monate oder ab und zu auch ein paar Jahre in ein anderes Fass umgefüllt, um ihm eine andere Farbe, einen anderen Duft und andere Geschmacksnuancen zu verleihen. Bourbon sorgt hier vornehmlich für Vanillegeschmack und Holznoten, während ehemalige Sherryfässer beispielsweise Frucht- und Weinnoten abgeben.

Die Herstellung eines solchen Fasses gilt dabei als höhere Handwerkskunst und sieht aus der Ferne sicher leichter aus, als sie eigentlich ist. Ein Böttcher oder ein Küfer benötigt schon einiges an Erfahrung, um ein gutes und dichtes Fass zur Lagerung von Flüssigkeiten herstellen zu können. Für die Reifung von Whisky kann man aber einige generelle Aussagen treffen. So zum Beispiel, dass kleinere Fässer mehr Geschmack und Farbe abgeben als Große, da hier das Verhältnis von Fassoberfläche zu Inhalt sehr günstig ist. Damit kann ein Whisky in einem kleinen Fass auch wesentlich schneller reifen.

Für den Bau von Whiskyfässern wird immer Eichenholz verwendet, da Nadelholz Harze enthält, die zum einen die ‚Atmung‘ des Whiskys in einem Fass einschränken und zum anderen nicht erwünschte Aromen abgeben würden. Für amerikanische Bourbonfässer wird die dort heimische und schnell wachsende Weißeiche verwendet, die dem Inhalt eines Fasses ein mildes Aroma verleiht. In Europa werden Fässer hingegen aus einer über längere Zeiträume wachsenden Eichenart gebaut, die vollere und intensivere Holzaromen abgibt.

Man kann Fässer auch mehrfach verwenden, was auch in großem Stil getan wird. Sollen Fässer mehr als einmal befüllt und zur Reifung von Whisky eingesetzt werden, spricht man beispielsweise von einem Second Fill – oder einem Third Fill, was aber nicht so häufig bei Single Malt Whiskys erfolgt. Vor der neuen Nutzung werden die Fässer gereinigt, indem man sie ausbrennt. Durch die Vorgänge bei Reifung und Reinigung nimmt jedoch die Fähigkeit des Holzes ab, einer neuen Füllung seinen Stempel aufdrücken zu können.

Zurück aber zu Form und Größe der Fässer. Letztere hat ihren Ursprung in der Historie und basiert im wesentlichen auf einer britischen Maßeinheit, den Gallonen (gallons). Mit der Zeit haben sich die Fasstypen und auch die Größe einer Gallone jedoch entwickelt und verändert, so dass man heute verschiedene Fasstypen finden kann, die nicht mehr direkt auf das Gallonenmaß zurückzuführen sind. Dennoch gilt bis heute eine Obergrenze für die Größe von Whiskyfässern von 185 Gallonen oder eben 700 Litern. Eine untere Grenze existiert hingegen nicht. Im Mittelfeld gibt es einige Standardgrößen, die für die Lagerung von Whisky immer wieder zum Einsatz kommen.

Die folgenden Größenangaben sind nicht unbedingt auf den Liter genau, da sich aus der Definition des historischen Referenzmaßes ‚Tun‘ (ca. 950 Liter) sowie dessen Unterteilung in kleinere Fasstypen und der Umrechnung der Einheiten immer wieder Abweichungen ergeben:

  • Gordo (700 Liter)
    Ursprünglich in amerikanischer Whiskeyindustrie eingesetzt, in Schottland für Blends und Vatted Malts
  • Madeira Drum (650 Liter)
    Bauchig, etwas weniger in der schottischen Whiskyindustrie verwendet, meist dann für den Ausbau
  • Port Pipe (650 Liter)
    Groß und lang, aus europäischer Eiche, zuvor für die Lagerung von Portwein verwendet
  • (Sherry) Butt (480 Liter)
    Lang und dünn, meist aus spanischer Eiche gefertigt und für Nachreifung genutzt
  • Port Butt (480 Liter)
    Gedrungener und runder als ein Sherry Butt, ebenfalls zur Lagerung von Portwein eingesetzt
  • Demi-Muid (480 Liter)
    Gebaut aus französischer oder amerikanischer Eiche, die Doppelversion eines Hogsheads
  • Puncheon (380 Liter, in der Bierindustrie mit 320 Litern)
    Kurz und dick als ‚machine puncheon‘ oder etwas länger als ’sherry shape puncheon‘
  • Cognac Transport (350 Liter)
    Besteht aus Limousineiche oder amerikanischer Eiche, entsprechend dem Namen war dort Cognac drin
  • Bordeaux Transport (300 Liter)
    Aus französischer oder amerikanischer Eiche zusammengesetzt
  • Hogshead (240 Liter)
    Im Weinhandel häufig anzutreffen, entweder aus französischer oder aus amerikanischer Eiche gefertigt
  • Barrique (225 Liter)
    Standardfass für Reifung französischer Weine, etwas weniger rund als ein Burgunderfass
  • American Standard Barrel (200 Liter)
    Dünnes Standardfass der amerikanischer Bourbonindustrie, am häufigsten für Whisky genutzt
  • Tierce (160 Liter)
    Hauptsächlich bei der Weinreifung eingesetzt
  • Kilderkin (80 Liter)
    Wie auch das Firkin am ehesten in der Bierproduktion zu Hause
  • Rundlet (68 Liter)
    Besonders in alten Zeiten bei Selbstabholern und Schmugglern wegen der Handlichkeit sehr beliebt
  • Octave (60 Liter)
    Beliebt bei neuen Brennereien, um Whisky schnell reifen zu lassen
  • Quarter Cask (50 Liter, in der Bierindustrie ‚Octave‘ genannt)
    Ein Viertel des American Standard Barrel, wohl am bekanntesten durch die Abfüllung von Laphroaig
    Auch mit einer Größe von 125 Litern verfügbar (Hälfte eines Hogshead)
  • Blood Tub oder Firkin (40 Liter)
    Das kleinste Fass, für Whisky aber kaum verwendet, eher für Bier

Anzumerken ist noch, dass die Bezeichnungen der Fässer in einigen Fällen branchentypisch und zudem auch landesspezifisch sind. Ein spezieller Fasstyp kann beim Weinbauern in Frankreich einen anderen Namen haben als der gleiche Fasstyp beim Whiskybrenner in den USA. Gerade bei den Typen Puncheon, Barrique und Hogshead sollte man bei Bedarf einmal mehr nachfragen, welche Größe das Fass nun wirklich hat. Die Größen können hier je nach Vornutzung und Herkunft zwischen 320 und 550 Litern (Puncheon), 220 und 700(!) Litern (Barrique) sowie 210 und 260 Litern (Hogshead) variieren.

4 Gedanken zu “Welche Fässer gibt es für Whisky”

  1. Beim Hogshead kann man aber nicht sicher auf Sherry oder Bourbon schließen oder ist eine der beiden Füllvarianten wahrscheinlicher?

    1. Beides ist möglich. Aber es wird darin häufiger Bourbon gewesen sein als Sherry.

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