Wolfburn – das Nordlicht Schottlands

Wolfburn ist der Name einer Destillerie, die sich zur Zeit am äußersten nördlichen Ende des schottischen Festlandes im Bau befindet. Der Eine oder Andere wird sich jetzt wahrscheinlich wundern, warum der Name Wolfburn bekannt klingt. Das dürfte daran liegen, dass Wolfburn schon im 19. Jahrhundert als Whiskybrennerei in Thurso registriert war. Aber lange, lange ist das her. Von der alten Destillerie zeugen heute nur noch ein paar einzelne Mauersteine, die bei genauerem Hinsehen auf Feldern westlich von Thurso zu finden sind. Die neue Wolfburn Destillerie entsteht jedoch nicht weit vom alten Standort.

Der Name Wolfburn kommt von einem Bach mit dem Namen Wolf, der unmittelbarer Nähe der beiden Destillerien fließt und seinen unterirdischen Ursprung nur 2 Meilen von der Baustelle in einem Naturschutzgebiet hat. Der Nachsatz ‚Burn‘ ist der lokalen Sprache entnommen und bedeutet so viel wie Wasserlauf.


Bild links: Lage der alten Wolfburn Destillerie im Jahre 1877 (links am Bildrand)
Bild rechts: Lage der neuen Destillerie in einem der orange markierten Industriegebiete nahe dem Wolf Burn

Ein gewisser William Smith (muss ein Deckname gewesen sein, John Doe war damals ja noch nicht geboren) gründete an der rauen Nordküste Schottlands 1821 eine Destillerie mit dem Namen Wolfburn. Trotz der abgeschiedenen Lage gingen die Geschäfte gut und Steueraufzeichnungen vom Anfang des Jahrhunderts belegen, dass Wolfburn in dieser Zeit die größte Destillerie in Caithness war. Schon 1826/1827 brannte Wolfburn mit 8800 Gallons (ziemlich genau 40.000 Liter) mehr Hochprozentiges als Lagavulin (8581 Gallons) oder Ardbeg (7379 Gallons) oder die Brennereien Laphroiag, Bowmore und Port Ellen zusammen (7680 Gallons), von Glenlivet (1130 Gallons) oder Highland Park (5474 Gallons) ganz zu schweigen. 1828 waren es noch 1300 Gallons mehr – und das obwohl man nur für den heimischen Markt produzierte.

Bis in die 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Destillerie von der Familie Smith geführt. Über das genaue Datum der Schließung von Wolfburn kann heute nur noch spekuliert werden und auch die Gründe sind nicht überliefert. Manche Quellen behaupten, dass die Brennerei auch in den 60er Jahren noch produzierte. Halbwegs gesichert scheint nur zu sein, dass die ersten Katasteraufzeichnungen aus der Gegend aus dem Jahre 1872 die Destillerie bereits als Ruine führen.

150 Jahre später, im Jahre 2011, wurden dann die Pläne für den Bau einer neuen Destillerie mit dem Namen Wolfburn dem Highland Council vorgelegt. Der Bau – nur ein paar hundert Meter von der alten Destillerie entfernt – soll 1,2 Millionen Pfund kosten und wurde genehmigt. Die Bauarbeiten begannen 2012 und sollen Anfang 2013 abgeschlossen sein. Bei ihrer Inbetriebnahme wird Wolfburn die einzige Whiskybrennerei an der Nordküste Schottlands und damit auch die nördlichste Hauptlandsbrennerei sein. Können die ersten Fässer wie geplant Anfang 2013 angefüllt werden, wollen die Macher – private Investoren des Konsortiums ‚Aurora Brewing Ltd‘ – schon drei Jahre später ihren ersten Single Malt präsentieren.

Stephen Light, das Sprachrohr von Aurora Brewing, berichtet, dass die Idee zur Wiedereröffnung der Destillerie nicht zuletzt dem allgemeinen Trend in Schottland geschuldet ist, stillgelegten Brennereien wieder neues Leben einzuhauchen. Man stieß bei der Suche nach einem geeigneten Bauplatz auf einen noch nicht verkauftes Stück Land in einem Business Park, der entlang des Wolf Burn entstehen wird. Architekten und Bauingenieure machten sich darauf an die Arbeit, ein geeignetes Konzept für die neue Destillerie zu entwerfen. Drei neue Gebäude sollen entstehen, eines für die Destillerie selber und zwei Lagerhäuser. Ein paar Steine der alten Mauern sollen dann wohl auch für die neuen Gebäude verwendet werden.

Der Single Malt der neuen Wolfburn Destillerie soll nicht extravagant ausfallen, sondern den globalen Markt ansprechen. Natürlich erhofft man sich in Wolfburn, dass man sich eine Scheibe des aktuellen Whisky-Booms auf dem Weltmarkt abschneiden kann. Wer will ihnen das verdenken? Speziell der Ferne Osten soll durch Wolfburn bedient werden. Und natürlich werden in den Pressemeldungen die erhofften neuen Jobs nicht verheimlicht, die in Thurso durch den Bau der Destillerie entstehen sollen. 5 sollen es zu Anfang sein, und bei einem guten Geschäft soll sich die Zahl auf 10 erhöhen können. Der lokalen Wirtschaft wird es sicher gut tun.

Ein kleine Anekdote noch zum Logo der Destillerie: Der Wolf war in früheren Jahrhunderten ein Tier, das in dieser Gegend häufig gesehen wurde. Er soll einen mystischen Verwandten haben, den Seewolf, der sowohl im Wasser als auch an Land leben konnte. Der Holzschnitt von Konrad Gesner aus dem 16. Jahrhundert zeigt eben diesen Seewolf wie er auf dem Wasser läuft. Doch nicht nur das konnte er. Ihm wurde auch nachgesagt, dass er denen, die ihn erspähen konnten, Glück brachte.

Dann also viel Glück der neuen Destillerie und den Whiskyliebhabern dieser Welt!

Nachtrag, 2. März 2013:
Auf der Homepage der Wolfburn Destillerie gibt es jetzt ein Zeitraffervideo über den Aufbau der Brennanlage in den Monaten November und Dezember 2012 zu sehen. Sehr interessant!

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