Wie genießt man Whisky?

Whisky kann für die Geschmacksnerven ein Erlebnis ohne gleichen sein. Dabei ist es jedoch essentiell, dass man versteht, wie ein Whisky richtig zu genießen ist. Sonst kann das Erlebnis schnell nicht nur erlebnisreich sondern auch einmalig werden. Man bemerkt das recht offensichtlich, wenn der Whisky einem beispielsweise bitter aufstößt. Darum sollte man immer ein paar einfache Regeln beachten, damit das Wasser des Lebens zu seinen rechten Ehren kommt.

Vor dem Trinken sollte man sich natürlich passendes Glas suchen. Die Experten schwören hier auf kleine tulpenartig geformte Gläser, die sich von unten nach oben geschwungen verjüngen und eventuell ganz oben wieder leicht breiter werden. In solchen Gläsern sammeln sich die Aromen des Whisky gut und können leicht mit der Nase erschnüffelt werden. Für die Gelegenheitstrinker, deren Nase eine solche Art der Aromenbestimmung sicherlich nicht mitmachen würde, tut es auch ein sogenannter Tumbler, also ein breites Glas mit schwerem Boden, aus dem man gut nippen kann.

Die Menge im Glas spielt auch keine unwichtige Rolle für ein gelungenes Geschmackserlebnis. Es sollte weder zu viel (geht das überhaupt?) noch zu wenig Whisky im Glas sein. 20 bis 30 Milliliter sind hier eine recht passende Menge, aber diese Entscheidung soll letztendlich von den individuellen Vorlieben getroffen werden.

Nach dem Einschenken geht es natürlich nicht direkt mit dem Schlucken los. Nein, nein. Erst sollte man warten. Geduld ist nicht nur bei der Produktion von Whisky das A und O. Ein Whisky, der 10 Jahre in Eichenholzfässern gelagert wurde, muss nicht innerhalb von 10 Minuten in einer vertrockneten Speiseröhre verschwinden. Der Whisky kann wie ein guter Rotwein gerne ein paar Minuten im Glas verbringen. Durch den Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft werden viel mehr Aromen freigesetzt, als man anfänglich vermuten würde.

Doch bis zum Trinken dauert es auch jetzt noch ein wenig. Will man mit allen Sinnen genießen, muss man vor dem Trinken am Whisky riechen. Der Geruchssinn kann wesentlich mehr Eindrücke erfassen als der Geschmackssinn. Schon mal das Lieblingsessen mit einem ordentlichen Schnupfen genossen? Das war bestimmt kein Erlebnis wie man es bei freier Nase kennt. Doch auch bei freier Nase ist der erste Eindruck nicht unbedingt der Beste, da Whiskys bei zu schnellen Luftzügen durch die Nase auch schon mal sehr scharf oder brennend wirken können. Das sollte aber kein Problem sein, denn die Nase gewöhnt sich mit der Zeit an die Gerüche, die ihr präsentiert werden und stumpft sozusagen ab. Dadurch kann man bei wiederholten Riechen am Whisky auch immer noch neue Geruchseindrücke sammeln.

Jetzt aber sollte es so weit sein: der erste Schluck naht. Auch hier ist die Menge nicht unerheblich. Es sollte ein ausreichend großer Schluck sein, damit der Whisky nicht nur nach Spiritus schmeckt. Es sollte aber auch nicht zu viel sein, da einem sonst bei einigen Whiskys, die wie die von der Insel Islay weniger für Einsteiger geeignet sind, förmlich der Mund explodiert. Die passende Menge muss dann für ungefähr 10 Sekunden im Mund verbleiben und in dieser Zeit ein paar mal alle Teile des Mundes passieren. Nur so kann am auch alle Geschmäcker im Whisky identifizieren. Schlucken sollte man den Whisky dann in kleinen Portionen und eventuell auch noch einmal am Glas riechen, um Geschmack und Geruch in Einklang bringen zu können.

Hat man den ersten Schluck hinter sich gebracht und denkt danach etwas in der Art wie ‚Oha, das war aber ein herbes/derbes Tröpfchen‘, kann den Whisky gerne mit ein wenig Wasser verdünnen. Ein paar Tropfen sollten hier schon ausreichen, um im Whisky durchaus komplett andere Gerüche und Geschmacksnuancen freizusetzen. Das Beimischen von Wasser ist allerdings für Experten eine Wissenschaft für sich und wird hauptsächlich bei Whiskys angewendet, die in Fassstärke abgefüllt wurden. Daher werde ich hier auch nicht näher darauf eingehen und verweise lieber wieder auf die individuellen Vorlieben.

Nur eines sollte verpönt sein – Eis im Whisky. Wird Whisky mit zu geringen Temperaturen genossen, kann der Mensch einen großen Teil der Geruchs- und Geschmackseindrücke, die der Whisky bei höheren Temperaturen bietet, nicht mehr wahrnehmen. Die Zunge wird regelrecht betäubt. Darüber hinaus wird der Whisky beim Schmelzen des Eises unkontrolliert verwässert.

Zwei Tipps noch am Ende:
Nach zwei bis drei Gläsern sollte Schluss sein. Dann hat der Geschmackssinn bereits das Zeitliche gesegnet und man kann die weiteren Whiskys eh‘ nicht mehr richtig genießen.

Und zweitens habe ich bisher noch niemanden gefunden, dem ein Whisky nicht geschmeckt hätte. Man muss nur mit dem passenden Whisky anfangen, damit man die Geschmacksnerven nicht direkt am Anfang verschreckt. Auch hier ist Geduld eine Tugend, bis man sich an den etwas anderen Geschmack gewöhnt hat.

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