Strathearn Distillery

Kite Spirit Strathearn DistilleryDie gute Nachricht: Die Grafschaft Perthshire bekommt nach Glenturret, Blair Athol, Edradour, Aberfeldy und Tullibardine eine weitere Whiskybrennerei – die Strathearn Distillery. Ein paar Meilen westlich des Ortes Methven an der A85 zwischen Perth und Crieff steht sie. Die letzte Brennerei in der nahen Umgebung von Methven wurde 1798 eröffnet. Die schlechte Nachricht: Man hat erst am 22. August 2013 die Lizenz zum Brennen erhalten. Interessierte Käufer müssen sich also noch mehr als 3 Jahre gedulden, bis sie von dort den ersten Single Malt Whisky in Händen halten und in Nase und Mund genießen können.

Aber es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Neben Whisky sollen dort auch Gin und Bier mit viel Handwerk hergestellt werden, und wenigstens das Bier gibt es schon zu probieren. Eine kleine Farmdestille soll es werden – mit Brauerei. Nichts großes, nichts für den Weltmarkt. Aber man ist ambitiös und will natürlich außergewöhnliche und ebenso gute Single Malts produzieren. Das Ganze wird wie fast immer bei solchen Eröffnungen im Zeichen der altehrwürdigen Tradition aufgezogen. Auch dass eine Brennerei gut für den Tourismus in der Gegend ist, hat man vorher schon mal irgendwo gelesen.

Aus einer Schnapsidee, die vor ein paar Jahren in der Whisky Fringe in Edinburgh geboren wurde, entstand allmählich ein konkretes Konzept. Herausgekommen ist The Whisky Garden, von dem die Strathearn Brennerei ein Teil werden sollte. Schon bei der Beantragung der Baugenehmigung wurden die Themen Tourismus, Arbeitsplätze, Umweltschutz (man will unter anderem Viehfutter und Bioethanol im Rahmen des Brennprozesses herstellen) und schottische Brau- und Brenntradition groß geschrieben. Daher möchte man zusätzlich zum modernen Whisky das Wasser des Lebens auch so anbieten, wie es früher in klein(st)en Brennereien hergestellt wurde – als Usquebaugh.

Von Bluesky Experiences als Nachbarn, wo Teambuildings organisiert und Räume für Konferenzen angeboten werden, erhofft man sich einen gewissen Synergieeffekt. Zum einen können natürlich über Bluesky Experiences potentielle Kunden direkt angesprochen werden. Das Brauen seines eigenen Bieres oder das Destillieren seines eigenen Whiskys kann auf der anderen Seite Teil einer Teambuilding-Veranstaltung werden. Dieses Angebot ist jedoch nicht exklusiv für Gäste von Bluesky Experiences gedacht und soll sich über eine Woche hinziehen, inklusive Auswahl des Malzes, Fermentierungsprozess, Arbeiten mit den Brennblasen und Abfüllen des eigenen Destillates in Fässer bei etwa 63 bis 64% Alkohol.

Auf den Standort in der Nähe von Methven ist man eher zufällig gestoßen. Einer der beiden Geschäftsführer, Tony Reeman-Clark, nahm an einer Teambuildingmaßnahme von Bluesky Experiences teil und bemerkte die verlassenen Gebäude in der Nähe – und natürlich die Möglichkeiten zur Errichtung einer Whiskybrennerei. Seine beiden Partner, David Lang und David Wight, konnte er von der Location überzeugen, nachdem man sich zuvor schon Alternativen in Falkirk und Stirling angesehen hatte und sich sogar für die alten Gebäude der Rosebank Distillery interessierte. Zudem sollen die Behörden in Perth & Kinross sehr hilfreich gewesen sein.

Lage der Strathearn Destillerie

Glaubt man den Aussagen des ‚International Centre for Brewing and Distilling‘ der Heriot-Watt University in Edinburgh, die auch bei der Entwicklung von Strathearn beteiligt waren, so ist Strathearn die erste kombinierte Kleinbrennerei und -brauerei im Vereinigten Königreich. Man folge damit dem allgemeinen Trend der Verbraucher weg von der industriell gefertigten Massenware, hin zu handwerklich hergestellten Produkten aus kleineren Produktionsstätten. Bei Strathearn sollen demnach auch nur 20.000 Liter Whisky im Jahr hergestellt werden, was die Destillerie wohl zur Kleinsten in Schottland macht.

Die kleinen Brennblasen machten die Erteilung einer Genehmigung zum Brennen von Whisky von Seiten der Behörden allerdings nicht unbedingt leichter. Denn irgendwann gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die Steuereintreiber des Königs Jagd auf illegale Brennereien in Schottland machten, wurden von einigen Brennern auch mobile Brennblasen aus Steuerspargründen eingesetzt. Das wurde dem Obersten Steuereintreiber in Edinburgh zu viel und er verbot gesetzlich den Einsatz von Brennblasen, die kleiner als 400 Gallonen (also ungefähr 1800 Litern) waren – zufällig ein wenig kleiner als seine eigenen Stills. Obwohl dieses Gesetz schon vor ein paar Jahren durch die kleine Londoner Destillerie Sipsmith als Willkür bloßgestellt wurde, hatte man in Schottland noch nicht viel davon gehört.

Strathearn Distillery Stills Brennblasen AlembicGebrannt wird der Whisky in für Schottland einmaligen Stills. Diese haben keinen langzogenen Hals am oberen Ende der Brennblase wie man es gewohnt wäre, sondern stehen mit ihren kugelrunden Formen eher einem Alembic Still nahe, in dem in Ländern südlich von Schottland häufiger mal Absinth, Calvados, Gin oder Grappa destilliert wird. Kein Wunder, kommen doch diese Stills aus Spanien. Schottische Brennblasen waren den Machern von Starthearn einfach zu teuer. Der nette Nebeneffekt ist hierbei natürlich, dass mit diesen ungewöhnlichen Stills ein für Schottland einzigartiger Whisky gebrannt werden kann.

Die Gerste für die Produktion stammt von den knapp 3 Quadratkilometer großen Feldern der Bachilton Farm, in deren ausgedienten Pferdeställen man auch alle Getränke herstellt. Hiermit und mit der Arbeit in kupfernen Kesseln statt in Edelstahl werden weitere Zeichen für die ursprünglichen Produktionsprozesse und Rohstoffquellen gesetzt. Im Bauantrag hat man auch die Errichtung einer eigenen Mälzerei für die Zukunft in Aussicht gestellt. Damit kämen dann alle Rohstoffe – außer der Brauhefe – für diesen Single Malt Whisky von der Farm selber.

Speziell am Konzept von Strathearn soll auch die Individualität für die Erfüllung von Kundenwünschen sein. Fässer sollen aus entweder frischer amerikanischer oder französischer Eiche maßgeschneidert werden oder je nach Wunsch des Kunden vorher z.B. Port, Sherry, Riesling oder Merlot beheimatet haben. Auch zwischen leicht getorftem und ungetorftem Malz soll man wählen können. So kann der Kunde wirklich sicher sein, dass ’sein‘ Whisky keinem anderen ähnelt. Ebenso will man den Whisky so natürlich wie möglich belassen und nach der Reifung weder kühlfiltrieren noch färben. Die Lagerung selber soll standardmäßig 3 Jahre betragen, kann aber auf Anfrage verlängert werden.

Interessant ist hier sicher der Kauf eines persönlichen Fasses, das jetzt schon von den Machern von Strathearn als ‚Early Bird Cask‘ angeboten wird. Dabei muss man auch nicht unbedingt vor zig Hundert Flaschen zurückschrecken, die nach der Fasslagerung auf einen zurollen. Bei Strathearn will man zunächst vornehmlich in Fässer mit 50 Liter Fassungsvermögen – also sogenannte Quarter Casks oder Octaves – abfüllen, später sollen 30-Liter-Fässer hinzukommen. Dabei geht man von einem Angel’s Share von 6% pro Jahr aus. Damit bleibt auch die Flaschenausbeute für den Privatmann (fast) überschaubar und er muss nicht den Rest seines Lebens das Gleiche trinken.

Strathearn ist also die erste Mikrodestillerie in Schottland, aber viele weitere werden folgen. Die USA haben mit ihren über 700 Micro Distilleries ja vorgemacht, wie es gehen kann.

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