Scotch aus Schottland

Bunnahabhain Logo Single Malt WhiskyScotch kommt natürlich aus Schottland. Whisky, der in anderen Ländern produziert wird, darf sich nicht so nennen. Das gleiche gilt in der EU ja auch für andere geschützte Herkunftsbezeichnung wie Champagner aus Champagne, für Parmaschinken aus der Provinz Parma oder das spontangärende Lambic Bier, das nur aus Belgien kommen darf. Doch das ist nur die eine Seite des Geschäfts. Die andere Seite dreht sich um die Frage, wo die Einnahmen aus dem äußerst lukrativen Verkauf von schottischen Malt Whiskys hinfließen. Schottland? Nein, das wäre ein Trugschluss.

Allen voran sind es die multinationalen Großkonzerne Diageo (London) und Pernod Ricard (Frankreich), die ihre Gewinne außerhalb Schottlands versteuern. Nicht-schottische Konzerne stehen dabei immerhin für knapp 80% des Umsatzes aus dem Export von schottischem Malt Whisky weltweit. Das waren im Jahr 2012 immerhin etwa 5 Milliarden Euro.

Natürlich gibt es auch Destillerien in Schottland, deren Gewinn wieder zurück ins Produktionsland fließt. Genannt seien hier die alteingesessenen ‚Familienbetriebe‘ von Glenfarclas, Springbank und Glenfiddich sowie die Edrington Group mit den renommierten Destillerien Macallan und Highland Park. Diese stellen in Anbetracht der vorgenannten Zahlen allerdings eher die Ausnahme als die Regel dar.

Neben dem fehlenden Gewinnrückfluss muss man noch einen weiteren negativen Aspekt für Schottland nennen: nur noch wenige schottische Whiskybrennereien besitzen neben der Produktion auch Verkaufs- und Marketingsabteilungen im eigenen Land. Rein rechtlich ist dagegen natürlich nichts zu sagen. Schottischer Whisky muss ja lediglich in Schottland hergestellt werden, Vermarktung und Vertrieb kann auch im Ausland organisiert sein. Das bedeutet aber im Rückschluss für Schottland, dass Arbeitsplätze in diesen Bereichen nicht besetzt werden.

Schottische Ökonomen kritisieren daher auch, dass zu wenig des Gewinns aus dem Verkauf von Whisky der Wirtschaft Schottlands zu Gute kommt. Im Gegenzug würden Länder, in die der Whisky exportiert wird, durch nationale Steuern eine Menge Geld einnehmen. Daher könnte ein Lösungsansatz sein, dass man in Schottland eine Flaschensteuer erhebt, die von den produzierenden Betrieben zu errichten wäre. Dass das selbst bei einem kleineren Betrag von nur 1 Pfund pro Flasche bei mehr als 1 Milliarde exportierter Flaschen eine Menge Geld ist, kann sich jeder leicht selber ausrechnen. Allerdings würde man diese Zusatzeinnahme für die Staatskasse wohl auch eleganter durch eine leichte Anhebung der Alkoholsteuer erreichen können. Allen Ansätzen gemein ist jedoch der Nachteil, dass davon sowohl ausländische als auch heimische Produzenten betroffen wären.

Die Scotch Whisky Association sieht mit einer solchen Maßnahme die weltweite Marktposition und die Wettbewerbsfähigkeit von schottischem Whisky gefährdet. Zudem würde neben der Whiskyindustrie nur noch die Öl- und Gasindustrie mit nennenswerten Summen in die schottische Wirtschaft investieren. Dies wird durch Ankündigungen durch die großen Konzerne bestätigt, bei denen in den nächsten Jahren 10-stellige Eurobeträge in den Neubau, die Erweiterung und die Modernisierung von Destillerien und Lagerkapazität fließen sollen – wiederum allen voran Diageo mit einer veranschlagten Investitionssumme von umgerechnet etwa 1,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2017.

Heute sind entsprechend Angaben der Scotch Whisky Association ungefähr 10.000 Arbeitsplätze in Schottland direkt oder indirekt abhängig von der Herstellung von Whisky. Dazu gehören unter anderem auch Arbeiter auf Farmen und in Abfüllbetrieben. Landesweit – und damit ist dann (noch) Großbritannien gemeint – liegt diese Zahl bei etwa 36.000, was beispielsweise auch Transportbetriebe mit einschließt. Die Arbeit in einer Brennerei selber schafft hingegen kaum Arbeitsplätze, sind dort doch kaum mehr als ein Dutzend Menschen angestellt – wenn auch oft in abgelegenen Gegenden. Hierdurch sind nach Tätigung der Investitionen in die ‚Hardware‘ also kaum gesteigerte direkte Mehreinnahmen für den Finanzminister zu erwarten.

Diageo sieht das natürlich anders und führt die 4.000 Arbeitsplätze in über 50 Betrieben an, die direkt unter der Marke angesiedelt sind. Hinzu kämen Farmer, lokale Handwerker zur Wartung der Anlagen sowie Jobs, die in der Tourismusbranche erschlossen werden. Darüber hinaus sei man der größte Abnehmer von Getreide, das auf schottischen Farmen wächst, und würde jährlich für insgesamt knapp 500 Millionen Euro Waren von schottischen Betrieben kaufen.

Das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands vor Augen geht es bei diesem Thema sicher ebenso um eine finanzielle Absicherung des womöglich bald eigenständigen Schottlands wie auch ein wenig um verletzten Nationalstolz. Ein Konzern wie Diageo muss seinen Gewinn durchschnittlich mit 18% versteuern, aber keiner sagt, wo diese Steuern gezahlt werden. ‚Wenn die bekanntesten Marken des Landes schon im Ausland registriert sind, wäre es doch schön, wenn man wenigstens mehr Klarheit über die Steuerpraktiken der Besitzer erlangen könnte‘, so der Tenor aus der schottischen Politik.

Am Ende ein etwas anderer Ansatz:
Wie wäre es denn, wenn man den Konzernen über ökonomische Anreize die Ansiedlung in Schottland schmackhaft macht? Bei Pernod Ricard wird das vielleicht ein wenig schwierig, aber bei Diageo ist das nicht unbedingt von vornherein ausgeschlossen.

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