Kein Whisky ohne Eiche

Ardbeg Whiskyfässer

Ein Whisky aus Schottland muss mindestens 3 Jahre in Fässern aus Eichenholz reifen, bevor er sich Scotch Whisky nennen darf. So steht es in der Scotch Whisky Regulation. Die Fässer, die schottische Brennereien zumeist für die Reifung ihres Destillates verwenden, kommen aus den USA, wo sie oft für die Reifung von Bourbon verwendet werden. Gebrauchte Bourbonfässer aus amerikanischer Weißeiche werden gerne verwendet, weil sie dem schottischen Whisky einen charakteristischen Geschmack verleihen. Ergänzend hierzu werden oft auch Fässer aus europäischer Eiche eingesetzt, in denen vorher Sherry, Port oder diverse Weinsorten lagerten. So weit, so gut. Doch was passiert, wenn nicht genügend Fässer oder – schlimmer noch – nicht genügend Eichenholz zur Herstellung der Fässer zur Verfügung stehen?

In diesem Zusammenhang berichteten verschiedene Medien in den letzten Wochen über eine Verknappung von Schnittholz aus Eiche in den USA. Als wesentlicher Grund hierfür wird die Immobilienkrise genannt, die die USA im Jahre 2007 ereilte. Infolgedessen wurde weniger Holz für den Hausbau nachgefragt. Holzfäller wurden arbeitslos und Sägewerke mussten stillgelegt werden. Deren Kapazitäten fehlen heute für die Produktion von Fassdauben für Eichenholzfässer. So sank die Menge des produzierten Schnittholzes in den USA von 2005 bis 2009 ungefähr um die Hälfte. In den letzten Jahren kam hinzu, dass die Witterungsbedingungen (viel Regen, harte Winter) für Holzfäller nicht unbedingt vorteilhaft waren. Eichenholz selber gibt es in den amerikanische Wäldern jedoch zur Genüge.

Trotz langsam wieder ansteigender Produktionskapazitäten können die vorhandenen Sägewerke die Nachfrage der amerikanischen Küfereien und der vielen kleinen Brennereien jedoch nicht befriedigen. Eigentlich kein Wunder, ist doch die Produktion von Bourbon & Co. wegen der in den vergangenen Jahren um etwa 30% gestiegenen Produktnachfrage um 50% gesteigert worden. Die höhere Nachfrage bedingt folglich einen höheren Bedarf an frischen Eichenholzfässern, was sich wiederum in steigenden Preisen für neue Fässer niederschlägt. Von Preisgeboten um 60% über dem Listenpreis ist von Seiten der Küferer die Rede. Zudem müssen für die Lagerung von amerikanischem Bourbon bzw. Rye (bisher) neue Fässer aus amerikanischer Weißeiche verwendet werden. Alles andere ist nur Whiskey. Eine Mehrfachnutzung von Fässern ist also aktuell nicht möglich und daher kein Ausweg aus der Misere.

Was bedeutet das nun für Brennereien in Schottland?

Solange die in den USA bereits diskutierte Idee, Bourbon auch in mehrfach verwendeten Fässern reifen lassen zu dürfen, nicht als Regel beschlossen wird, dürften die schottischen Brenner vom Bourbon-Boom im Sinne eines vorteilhaften Fassmanagements profitieren können. Es werden in näherer Zukunft mehr Fässer aus den großen amerikanischen Brennereien den Weg über den Atlantik finden können. Wohin soll man auch mit all den gebrauchten US-Dauben, wenn man in der heimischen Produktion keine Verwendung dafür hat? Die Schotten zahlen schließlich gut für den ‚Müll‘, mit dem man selber nichts anfangen kann.

Hierin könnte aber auch genau das Problem liegen: wie werden sich die Einkaufspreise für die schottischen Brennereien entwickeln, wenn zwar mehr Fässer verfügbar sind, diese in den USA aber ursprünglich teu(r)er eingekauft werden mussten? Es ist in diesem Fall kaum anzunehmen, dass die amerikanischen Brenner ein Verlustgeschäft machen wollen, solange sie den Markt nicht mit gebrauchten Fässer überschwemmen. Das sollte bei dem hohen Nachfrageniveau für schottischen Whisky auch nur schwer möglich sein, selbst wenn die Absatzzahlen durch Entwicklungen auf dem asiatischen Markt aktuell leicht rückläufig sind.

Von spürbar steigenden Preisen für Bourbonfässer wird allerdings bereits berichtet und auch der Kauf leerer Fässer durch Privatleute ist in Schottland fast unmöglich geworden. Sogar unabhängige Abfüller, die leere Fässer bisher selber ‚entsorgen‘ mussten, werden von den Brennereien teilweise verpflichtet, geleerte Fässer an die Brennerei zurückzugeben.

Wenn aber die Amerikaner mit Diageo an der Spitze durchsetzen, dass Bourbonfässer in den USA mehrfach befüllt werden dürfen, werden das die Brennereien in Schottland deutlich zu spüren bekommen. Bourbonfässer werden dann für die weitere Verwendung in den USA bleiben und fehlen für die Reifung von schottischem Whisky. Schottische Brennereien werden also entweder höhere Preise für frische Bourbonfässer – also solche, die nur einmal mit Bourbon befüllt wurden – bezahlen müssen oder sie intensivieren die mehrfache Nutzung von Fässern im eigenen Land. Ob letzteres jedoch der Qualität von schottischem Whisky auf Sicht zuträglich ist, muss ich leider bezweifeln.

Nur eines scheint unabhängig von der Entwicklung der Holzsituation in den USA sicher zu sein: die Preise für Fässer aus Eichenholz werden (weiter) steigen, egal ob amerikanisch oder europäisch. Und damit auch die des Endproduktes, des Whiskys. Leider.

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