Whiskywelten: Irland

Landkarte von Irland in NationalfarbenWhisky ist so verschieden wie die Länder und die Regionen, aus denen er stammt. Aroma und Geschmack werden im wesentlichen durch die verwendeten Getreidesorten, den Prozess der Destillation und durch die Lagerung bestimmt. Dabei fällt es schwer, Whiskys in eindeutige geschmackliche Kategorien einzuordnen, die seine Herkunft widerspiegeln. In dieser kleinen Serie über Whiskywelten werde ich einmal versuchen, einzelne Länder bzw. Gebiete zu bereisen, die sich in der Welt des Whiskys einen Namen gemacht haben. Dieser Teil der Reise zu den Großen der Whiskywelt führt mich nach Irland, dem Mutterland des Whiskys.

Irischer Whiskey stellt eine der großen Stilarten in der Whiskywelt dar und dazu noch die älteste – worüber die Schotten natürlich ganz anders denken. Leider gab es im 20. Jahrhundert einen dramatischen Niedergang der irischen Whiskeyindustrie zu beobachten, nachdem irischer Whisky am Ende des 19. Jahrhunderts noch der beliebteste Typ Spiritus der Welt war. Übrig geblieben sind heute nur 3 Destillerien, die allerdings unter Lizenz auch andere Marken herstellen: Midleton, Cooley und Bushmills (letztere in Nordirland). In den letzten Jahre erlebte Whiskey aus Irland jedoch eine Renaissance, der ihn heute wieder zum 4. beliebtesten Whisky hinter Scotch, Bourbon und Canadian Whisky macht.

Die Technologie zum Destillieren von Getreideprodukten kam schon sehr früh durch Missionare nach Irland. Trotz der Abgeschiedenheit der Insel wurde hier früher als in anderen europäischen Ländern ‚uisce beatha‘, das gälische Wasser des Lebens, hergestellt. Die ersten Aufzeichnungen reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück. Bereits Queen Elizabeth I. war dem irischen Whiskey sehr angetan und machte ihn in England des 16. Jahrhunderts sehr populär. Und der russische Zar Peter der Große wusste gar, dass von allen alkoholischen Getränken die Irischen die Besten sind.

Der Hang der Iren zu Pot Stills war einer der Gründe, warum es dem irischen Whiskey im 20. Jahrhundert nicht unbedingt rosig ging. Pot Stills produzieren zwar sehr schmackhafte Destillate, doch konnte mit der Erfindung der Coffey Stills oder Column Stills in anderen Ländern wesentlich günstiger wesentlich mehr Whisky produziert werden. Insbesondere die Schotten zeigten sich dieser Technologie offener. Weitere Gründe für den Niedergang waren eher geschichtlicher Natur. Dort sind diverse Kriege (Erster Weltkrieg, Osteraufstand, Unabhängigkeitskrieg, Bürgerkrieg, Handelskrieg, Zweiter Weltkrieg) sowie die Prohibition in den USA zu nennen, die den Verkauf von irischem Whiskey ins Ausland über Jahre stoppten. Als die Nachfrage auf dem Markt wieder wuchs, war die Produktion schon nicht mehr in der Lage, diese zu befriedigen. Erst langsam erholte man sich von diesen Niederschlägen.

Der vermeintliche Retter der irischen Whiskyindustrie hieß Jack Koeppler. Er war zwar kein Ire, doch machte er den Irish Coffee einer breiten Masse in seinem Cafe in San Francisco bekannt. Milder, süßlicher irischer Whisky in seinem Irish Coffee verkaufte bald schon 2000 Tassen dieses Getränkes täglich und die vielen begeisterten Touristen des Cafes steigerten auch schnell die internationale Nachfrage.

Pot Stills sind in der irischen Destillationstradition immer noch tief verankert und der Begriff ‚pot still‘ steht in Irland auch als Synonym für Single Malt. Während Whiskey in Midleton und Cooley sowohl aus gemälztem und ungemälztem Getreide hergestellt wird, beschränkt man sich bei Bushmills auf die Produktion von Whiskeys aus reinem Gerstenmalz. Ebenfalls zur Tradition gehört der dreifache Destillationsprozess, der Whiskey aus Irland besonders mild macht. Schottischer Whisky wird – nur zur Erinnerung – lediglich zweifach destilliert. Wie in Schottland gilt allerdings auch in Irland die Regel, dass sich Whiskey erst nach 3 Jahren Lagerungszeit in Fässern auch so nennen darf.

Das gemälzte Getreide für Whiskeys aus Irland wird dort in der Regel in geschlossenen Kilns getrocknet. Hierdurch ergibt sich der wesentliche Unterschied zu schottischen Whiskys, denn ohne Kontakt zum Rauch aus dem Kilnfeuer sind die irischen Whiskeys geschmacklich ganz anders ausgerichtet als die schottischen Whiskys. Darüber hinaus verleiht ihnen die dreifache Destillation bei sehr niedrigen Temperaturen in Pot Stills einen vergleichsweise milden und süßlichen Geschmack. Connemara ist allerdings ein getorfter irischer Whiskey, der auch nur zweifach destilliert wird.

Der Geschmack irischen Whiskeys bietet aber durch die unterschiedlichen Herstellungsmethoden viel Spielraum für Abwechslung. Single Malt Whiskeys werden in Pot Stills einer Destillerie aus reinem Gerstenmalz hergestellt. Grain Whiskeys sind hingegen leichter im Geschmack und werden in Coffey Stills aus Getreide oder Weizen gebrannt. Blended Whiskeys wie z.B. Jameson und Kilbeggan kommen zu mindestens 90% aus irischer Produktion. Destillate mit dem Attribut Pure Pot Still sind nur in Irland zu finden und werden aus gemälzter und ungemälzter Gerste in Pot Stills hergestellt. Sogenannte Moonshiner oder Potcheen wie von Knockeen Hills and Bunratty haben noch nicht die vorgeschriebene Zeit im Fass verbracht und dürfen sich daher noch nicht Whiskey nennen.

In den drei verbliebenen Destillerien werden diese bekannteren Marken gebrannt:

  • Midleton
      Jameson
      Paddy
      Powers
      Redbreast
      Tullamore Dew
      The Irishman
  • Cooley
      Connemara
      Greenore
      Kilbeggan
      Tyrconnell
      Wild Geese
  • Bushmills
      produziert nur die Hausmarke

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