Ungewöhnliche Whiskysammlung versteigert

Whisky Nikka SamuraiDie Medien haben mit der Aussage, dass es sich bei der heute beim Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen versteigerten Whiskysammlung um Europas größte handelt, wahrscheinlich nicht Recht. Es ist jedoch bestimmt eine der ungewöhnlichsten Sammlungen an Devotionalien zum Thema Whisky diesseits des Urals. Etwa 2600 Einzelstücke kamen in einem Los unter den Hammer – natürlich nur bildlich gesprochen. Darunter waren auch über 1000 seltene, wenn nicht einzigartige Behälter (sorry, ein passenderes Wort will mir einfach nicht einfallen) für Whisky. Für alle Exponate wurden am Ende 208.000 Euro geboten.

Ob Militärstiefel und -helm gefüllt mit Jim Beam, ob die Konterfeis von Stan Laurel und Oliver Hardy, ob Kühlergrille von Mercedes oder Rolls Royce aus Silber und Platin, ob eine Büste von Elvis Presley, ob ein Samuraikrieger mit Inhalt einer Nikka Destillerie, ob ein komplettes Schachspiel mit allen Figuren aus Keramikdekantern, ob Vögel, Telefone, eine Weltkugel, diverse Oldtimer, Lokomotiven oder einfach nur Porzellandekanter, die zur Hochzeit von Prince Charles und Diana im Jahre 1981 verkauft wurden – der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Hauptsache es sind Sondereditionen.

Doch auch für den reinen Genießer waren ein paar malzige Leckerbissen aus schottischen, irischen, deutschen, japanischen und amerikanischen Destillerien dabei: eine Wedgwood-Karaffe zum 100. Firmenjubiläum von Glenfiddich im Jahre 1987, ein vergoldeter Dekanter von Glenturret aus dem Jahre 1966, ein 30yo Springbank ebenfalls in Wedgwood-Karaffe, ein Nikka in Kranichkaraffe von ungefähr 1980, Steinkrüge von Glenfiddich aus den 60ern und Springbank aus den 70ern, Kristallkaraffen von Jack Daniels aus den 60ern, ein Bowmore Bicentenary, ein Glenlivet von 1940 im Kristalldekanter, ein 45yo MacPhail’s von 1938 Dram Taker’s im Kristalldekanter, einmal die Royal Marriage von Macallan aus dem Jahr 1981 oder ein 25yo Racke Rauchzart. Ja, auch letzteren muss man mal probiert haben.

Das teuerste Einzelstück soll wohl einen Marktwert von 15.000 Euro haben, allerdings war dies ein Cognac aus dem Jahre 1957. Dennoch wollte der Sammler, der 68-jährige Hansi Peymann aus Kirchlinteln in der Nähe von Bremen, seine Sammlung nur komplett abgeben. Immerhin hatte er sie in über 30 Jahren aus allen Teilen der Welt zusammengetragen. Da will man als inkarnierter Sammler schon irgendwo sicher sein, dass solch eine einzigartige Sammlung in die richtigen Hände gelangt, auch wenn der Verkauf einzelner Raritäten mehr eingebracht hätte. Auf der anderen Seite versuchte der Sammler schon seit geraumer Zeit, seine Sammlung über diverse Quellen zu verkaufen, wie zum Beispiel in den letzten beiden Jahren über Facebook und Twitter.

Der private Abtransport wäre für den normalsterblichen Käufer wahrscheinlich auch recht aufwändig gewesen. Die 2600 zu versteigernden Stücke mussten mit 2 Lastwagen bruchsicher verpackt von Bremen nach Ludwigshafen verfrachtet werden. Nun stehen sie auf drei Etagen des Auktionshauses verteilt in Regalen, bis der neue Besitzer einen Zielort für einen Weitertransport angibt. Gäste aus Asien und Russland wurden erwartet.

Keine 10 Minuten dauerte die eigentliche Versteigerung, bei der das Anfangsgebot von 100.000 Euro nach 6 Geboten am Ende die 208.000 Euro erreichte. Ein Käufer aus dem osteuropäischen Raum hat den Zuschlag erhalten. Was er mit der ersteigerten Sammlung machen möchte, hat er bisher noch nicht verraten. Eventuell könnten Teile der Sammlung wie einzelne Serien an ein Museum verliehen und dort ausgestellt werden.

Das Whisky-Museum auf der Kyrburg in Kirn hat zwar generell Interesse aber keinen Platz für alle Stücke, wie der Besitzer Horst Kroll anmerkt. Horst Kroll ist auch einer derjenigen, die Zweifel an der Aussage haben, dass die versteigerte Sammlung die größte Europas ist – hat er doch selber etwa 4000 im Keller stehen, die aus Genussgründen jedoch einer ständigen Rotation unterliegen.

Doch um ganz ehrlich zu sein: bei der Auswahl an versteigerter Ware wüsste ich was besseres mit 208.000 Euro anzufangen… aber bitte nicht weitersagen.

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