Bladnoch ist verkauft

Bladnoch Label Flora and Fauns

Seit Jahren wissen wir schon von der Uneinigkeit der Brüder Armstrong und den beiden anderen Anteilseignern über die Zukunft der Bladnoch-Brennerei. Verkaufen oder weitermachen? Zuletzt stand die beliebte Brennerei der Lowlands sogar einige Jahre still und produzierte gar keinen Whisky. Seit einigen Monaten wissen wir auch vom leidigen Vorgang der Liquidierung, da sich die beiden Seiten – allen voran offenbar die Brüder Raymond und Colin Armstrong – nicht einigen konnten. Doch nun scheint es so, als habe sich nicht nur ein potentieller Käufer gefunden – Interessenten gab wohl einige – sondern dass die Verhandlungen über den Verkauf auch zu einer Einigung gekommen sind. Die Zeiten der volksnahen Brennerei im Süden Schottlands scheinen sich demnach allerdings etwas geändert zu haben.

Doch der Reihe nach.

Die Armstrongs aus Nordirland kauften die Brennerei Bladnoch 1995 von United Distillers (heute Diageo) unter speziellen Auflagen, welche beispielsweise die maximale Produktionsmenge betrafen. Die Brennerei war für das kleine Örtchen Wigtown in einem der abgelegenen Teile Schottlands ein nicht uninteressantes Geschäft, gab es dort nicht nur ein paar Arbeitsplätze vor Ort, sondern auch die Aussicht auf Einnahmen durch den Tourismus, den die Brennerei anziehen sollte.

Die Produktion begann jedoch erst im Jahre 2000. Obwohl Raymond Armstrong und sein Team Herzblut in die Destillerie steckten, wurde in den kommenden Jahren der Rohstoff für Whisky leider nur eher unregelmäßig destilliert. Um 2008 wurden dann die ersten Flaschen befüllt, aber auch der letzte New Make gebrannt. Danach geschah erst einmal nicht viel, obwohl das Geschäft nach Überwindung der normalen anfänglichen Schwierigkeiten offensichtlich wenigstens zufriedenstellend lief. Doch wie so oft führten interne Interessenkonflikte in jungen Firmen zu Problemen. Und die Vorgänge sind hier allerdings nur vereinfacht dargestellt, es steckt mehr dahinter.

In den letzten Monaten gab es dann einige ernst zu nehmende Interessenten, welche die Brennerei kaufen und weiterführen wollten. So wurde beispielsweise das Interesse von der Arran-Brennerei an Bladnoch in den Medien verbreitet. Kein schlechter (Ver-)Kauf, sollte man meinen, hatte man doch mit dem Aufbau der einzigen und jüngsten Brennerei auf Arran schon großen Erfolg. Immerhin hätte Wigtown so eine große Attraktion behalten können. Leider zerschlug sich die Idee aus nicht öffentlich gemachten Gründen.

Was aktuell von Bladnoch gerüchteweise an die Öffentlichkeit gelangt, klingt jedoch leider etwas anders als das, was man von Bladnoch gewohnt war. Fässer, die nicht dem privaten Liebhaber sondern beispielsweise Brokern gehören, dürfen demnach bis auf Weiteres nicht mehr aus den Lagerhäusern von Bladnoch gerollt werden. Zudem wird auch das Gelände der Brennerei von Sicherheitspersonal heute weitaus intensiver abgeschirmt, als es früher der Fall war.

Der zukünftige Weg von Bladnoch scheint recht belastbaren Gerüchten zufolge nach Indien zu führen, was auch Nachrichten, die vor mehr als zwei Monaten verbreitet wurde, bestätigen würde. Der neue Besitzer hat zwar über eine Niederlassung seiner Geschäfte in London Kontakt zu Großbritannien, doch ist er im Bereich der Destillation und Vermarktung von Whisky noch ein völlig unbeschriebenes Blatt. Was aber für Bladnoch nicht zum Nachteil sein soll. So schrieb Raymond Armstrong, offizieller Macher von Bladnoch, vor einer Woche in seinem Forum:

(…) under the new owners it will go from strength to strength.

Ob zynisch gemeint oder nicht, ich würde – auch wenn ich mit Bladnoch nicht die besten geschmacklichen Erfahrungen gemacht habe – im Sinne der Vielfalt des Geschmacks und des Überlebens der kleinen Brennereien wirklich gerne an diese Worte glauben. Hauptsache ist doch, dass das Gelände der Brennerei nicht Opfer eines Immobilien-Investors wird, sondern auch in Zukunft seiner Bestimmung dient. 2017 gäbe es schließlich das 200-jährige Jubiläum der Brennerei zu feiern.

Update: Die Verhandlungen mit dem indischen Investor sind bereits im Januar im letzten Moment doch noch geplatzt. Wie es aussieht, fängt das ganze unleidige Theater für Raymond Armstrong & Co. wieder von vorne an…

Update, die Zweite: Was Raymond Armstrong gestern bereits angedeutet hatte, wurde heute bestätigt. Wie die BBC schreibt, hat der australische Unternehmer David Prior den Kaufvertrag unterschrieben und ist nun Besitzer der Bladnoch Distillery. Unterstützt vom ehemaligen Geschäftsführer der Scotch Whisky Association (SWA), Gavin Hewitt, will er die Geschäfte leiten. Das 200-jährige Erbe von Bladnoch will der neue Eigentümer weiterführen und die Brennerei wieder zu altem Ruhm führen. Na dann, schmeißt die Kupferkessel man wieder an.

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