Whisky und Golf bei Kingsbarns

Kingsbarns Distillery LogoWarum nicht, Whisky und Golf passen doch für schottische Verhältnisse mehr als gut zusammen? Wenn die Golfer sich nach einer erfolgreichen Runde am 19. Loch treffen, gibt es doch wohl nichts schöneres, als den Tag mit einem richtig leckeren Dram ausklingen zu lassen. Nur wenn dann die nächstgelegene Destillerie von einem der bekanntesten Golfclubs Schottlands, dem ‚Royal & Ancient Golf Club Of St. Andrews‚, in einem sonst von Destillerien gespickten Land mehr als eine Autostunde entfernt liegt, dann ist was faul im Staate Schottland. Genau das scheinen sich auch die Väter der Kingsbarns Distillery im Kingdom of Fife gedacht zu haben. Hier in den schottischen Lowlands entsteht zur Zeit eine der vielleicht schönsten neuen Brennereien Schottlands.

Doch von diesen neuen Brennereien gibt es in Schottland zur Zeit sehr viele: Ardnamurchan von Adelphi, Annandale, Glencarron (ehemals Imperial), Strathearn oder Wolfburn, um nur einige zu nennen. Warum also noch eine im Südosten Schottlands? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Hierzu zählen zunächst die Touristen, die von den bekannten Golfplätzen der Umgebung (St. Andrews, Kingsbarn) hierhin gelockt werden sollen. Hinzu kommt die fehlende Konkurrenz in der direkten Umgebung; die nächstgelegene Brennerei mit Besucherzentrum ist die 80 km entfernte Tullibardine Distillery. Nicht zuletzt geht es sicher auch um die Ausnutzung des aktuellen weltweiten Booms um den schottischen Whisky. Und wenn dann noch der Geschmack stimmen sollte…

Lage der Kingsbarns Distillery

Die Idee für den Bau einer Farm-Destillerie in Fife kam dem Gründer von Kingsbarns Distillers Ltd., Douglas Clement, schon vor knapp 5 Jahren nach dem Golfspielen. Warum sollte eine kleine Single Malt Brennerei in der unmittelbaren Umgebung der populären Golfplätze von St. Andrews und Kingsbarns nicht von zahlreichen Besuchern und Touristen dort profitieren können?

Kingsbarns East Newhall Farm

Die denkmalgeschützte East Newhall Farm, ein verlassener Hof auf dem Gelände des Cambo-Anwesens, schien hierfür ein passender Ort zu sein. Die alten Scheunen, der Taubenschlag, die Pferdemühle und die Ställe stellen den idealen Ausgangspunkt für die Produktion und die Präsentation von handwerklich hochwertigem Single Malt Whisky dar. Ein wenig so wie es vor ein paar hundert Jahren gewesen sein muss, als die Bauern in Schottland ihre überschüssige Gerste noch selber destillierten.

Clement versuchte die ersten Monate, das Startkapital von 1,85 Millionen Britischen Pfund über Public Fundraising bereitzustellen. Er konnte sogar Bill Lark, Besitzer der tasmanischen Lark Distillery und Aushängeschild der australischen Whiskyszene, als Berater gewinnen. Mit Hilfe der Erfahrung von Lark sollte ein Kingsbarns Whisky ohne den typischen Lowland-Charakter sondern mit Tiefe, leichten Raucharomen und einem großen Finish entwickelt werden. Diese Pläne sollten jedoch leider recht schnell wieder ad acta gelegt werden.

Baufortschritt der Kingsbarns Distillery, Oktober 2013Da das gesammelte Geld nur für die Planungsphase und die Erteilung einer vorläufigen Brennlizenz ausreichend war, musste sich Doug Clement für die weitere Verwirklichung seiner Pläne nach anderen Geldquellen umsehen. Hier kam die Zusammenarbeit mit dem alteingesessenen Clan Wemyss, der sich in der Vergangenheit schon als Blender und unabhängiger Abfüller von Whisky einen Namen gemacht hat und dessen Castle nur knappe 30 km von der neuen Destillerie in Fife entfernt liegt, gerade richtig. Diese Zusammenarbeit ab Anfang 2013 war die Voraussetzung, dass der schottische Staat für den Bau der Brennerei öffentliche Fördermittel in Höhe von 670.000 Pfund garantierte.

Mitte 2013 wurde die Baugenehmigung erteilt. Die Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, die zusammen mit Simpson & Brown Architects geplant wurden, sollen insgesamt 3 Millionen Pfund kosten. Zunächst werden das Dach mit seinen historischen Ziegeln und das alte Mauerwerk der Außenwände saniert. Im Innenausbau wird der Originalstil erhalten. Der malerische Taubenschlag mit seinen unzähligen Fächern aus Ton soll als Ausstellungsraum fungieren und der 8-eckige Pferdegöpel als Café. Im Obergeschoss liegen die Tastingräume für die Tourgäste.

Grundriss der Kingsbarns Distillery

Die letzten Meldungen bezüglich eines möglichen Produktionsbeginns laufen auf den Herbst 2014 hinaus. Im Gegensatz zu anderen neuen Brennereien will man aber trotz der langen Reifungszeit von Whisky keine anderen Spirituosen produzieren, um sich in den ersten Jahren über Wasser zu halten. Bis zum Verkauf des ersten echten Single Malt Whiskys will sich die Kingsbarns Brennerei mit den Einnahmen aus dem Besucherzentrum und dem Verkauf von Wemyss Malts Whiskys und Gins im hauseigenen Shop finanzieren. Gerade von den Touristen in der Gegend erhofft man sich viel Interesse an der Destillerie und geht von 25.000 Besuchern im Jahr aus – im schlimmsten Fall. Immerhin wird Kingsbarns die erste Brennerei in Fife und damit im weiteren Umkreis mit Besucherzentrum sein.

Wemyss will zunächst – anders als ursprünglich von Doug Clement geplant – nur einen leichten, feinen Single Malt Whisky produzieren, wie er für die Lowlands typisch ist. Später könne man immer noch über leicht rauchigen Whisky nachdenken. Die Reifung soll vornehmlich in Eichenholzfässern erfolgen, in denen vorher Bourbon lagerte. Zudem soll ein Teil der jährlichen Produktionsmenge von 150.000 Litern, die aus 6 Washbacks und 2 Kupferstills kommen, in die Produktion der hauseigenen Blends fließen. Ob auch andere Blender/Abfüller beliefert werden sollen, steht wohl noch nicht fest.

Produktionstechnisch wird selbstverständlich einiges für die Umwelt getan, wie es beim Bau neuer Brennereien heute so üblich ist. Neben grundsätzlichen Gedanken zum Wassermanagement wird das Besucherzentrum beispielsweise mit einem Erdwärmetauscher mit Wärmepumpe beheizt, die durch die warmen Abwasser aus der Produktion unterstützt wird. Da macht dann auch der Einsatz einer Fußbodenheizung Sinn, die mit ihren niedrigen Vor- und Rücklauftemperaturen am effizientesten mit einer Wärmepumpe zu kombinieren ist.

Mich macht im Bezug auf die Umweltfreundlichkeit der Destillerie nur eine Aussage von der Homepage Kingsbarns ein wenig stutzig: neben den verwendeten Verpackungsmaterialien sollen auch die verkauften Flaschen biologisch abbaubar sein. Muss ich dann meinen im Shop gekauften Whisky noch vor Ort trinken oder hält sich die Abbaubarkeit der Flaschen in Grenzen?

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