Whiskywelten: Australien

Landkarte von Australien mit australischer FlaggeDenkt man an ‚Down Under‚, also an Australien und meinetwegen auch noch an Neuseeland, so kommen einem Kängurus und Kiwis, Wüste, wunderschöne Landschaften und Waldbrände, Aborigines, Rugby und dummerweise auch Fosters in den Sinn. Mir zusätzlich noch eine dänische Kronprinzessin. Aber Whisky? Wohl eher weniger. Doch gibt es etliche Destillerien auf der anderen Seite der Erde, die Whisky produzieren – dazu noch einige sehr gute. Zu nennen sind hier sicher Lark, Sullivan’s Cove und Bakery Hill. Und es gibt ein paar, die zur Zeit noch an ihrem ersten echten Single Malt Whisky arbeiten. Australien ist also doch eine (kleine) Whiskywelt.

Eigentlich ist Australien für die Produktion von Whisky ja denkbar ungeeignet. Immerhin ist der Kontinent einer der trockensten der Erde, aber auch einer mit den vielfältigsten Klimazonen. Das hat die Aussies jedoch schon vor über 200 Jahren nicht davon abgehalten, ihren eigenen Alkohol aus lokalen Rohstoffen zu destillieren. Einige der Vorfahren kamen ja schließlich aus… naja, sagen wir mal ‚Großbritannien‘. Was damals noch meist Rum für Seeleute war, wurde in den letzten Jahren immer mehr zu Whisky. Dafür sprechen das reine Klima, die gute Gerste, weiches Wasser und die Torfvorkommen in kälteren tasmanischen Hochland.

Insgesamt gibt es aktuell 21 Brennlizenzen, wovon ein Großteil für Brennereien auf Tasmanien, der Insel südlich von Australien, ausgestellt wurde. Genutzt wurden bisher aber auch nur etwas mehr als die Hälfte der Brennlizenzen zur Produktion von Whisky, den man auch käuflich erwerben kann. Die anderen Destillerien befinden sich noch in der ‚Findungsphase‘. Oder sie haben einmalig Whisky reifen lassen und daraus ihre Lehren gezogen. Hinzu kommen eine Handvoll Destillerien, die schon wieder geschlossen sind (Booie Range, Corio, Samuel Smith & Son, Small Concern und Southern Coast). Nicht allzu viele Destillerien bieten zur Zeit Single Malt Whisky auf dem freien Markt zum Verkauf an. Darunter sind:

Bill Lark von der gleichnamigen Brennerei auf Tasmanien ist sozusagen der Pate des Whiskys in Australien. Lark baute seine Whiskybrennerei bereits im Jahre 1992 auf und wunderte sich seinerzeit darüber, dass vor ihm noch keiner (in der Whisky-Neuzeit) auf die Idee gekommen war, die vorteilhaften Randbedingungen auf Tasmanien für die Produktion von Whisky zu nutzen. Allerdings gab es damals noch gesetzliche Auflagen im Bezug auf die Größe von Brennblasen, die mindestens 2700 Liter fassen mussten; vollkommen unwirtschaftlich für die damaligen Pionierzeiten. Eine Änderung am Distillation Act von 1901, die er nachfolgend erreichte, bahnte auch den Weg für andere kleine Destillerien. Heute entsprechen die gesetzlichen Vorschriften zur Produktion von Whisky in Australien weitgehend denen aus Schottland.

Die tasmanische Destillerie Hellyers Road ist dabei aktuell die Destillerie mit der größten Produktionsmenge im Land und verfügt über eine Brennblase mit 30.000 Litern Fassungsvermögen. Doch viel soll das nicht heißen. Denn in der Regel wird das frisch gebrannte Destillat in Fässern mit einem Fassungsvermögen mit maximal 100 Litern zur Reifung abgefüllt. Oft gibt es auch nur Quarter Casks, die befüllt werden.

Rein produktionstechnisch gehen die australischen Brennereien häufig den puristischen Weg: Fassstärke, oft sogar Abfüllungen aus Einzelfässern, nicht kühlgefiltert und ohne Zusatz künstlicher Farbstoffe. Insbesondere in tasmanischen Whiskys kann man Raucharomen entdecken, da deren Malz oft über dem Rauch von brennendem Torf aus lokalem Abbau gedarrt wird. Fragt man Australier nach einer Beschreibung ihrer Whiskys, so kommen häufig die Antworten ‚komplex‘ und ‚vielschichtig‘. Ok, aber das gilt dann bestimmt nicht für alle Abfüllungen.

Über die Anfänge australischen Whiskys gibt es keine gesicherten Aufzeichnungen. Es wird angenommen, dass die ersten Whiskybrenner Ende des 19. Jahrhunderts aktiv waren. Damals war das natürlich noch illegal. Die beiden Familien Kelly und Delaney, denen die ersten Whiskys ‚down under‘ nachgesagt werden, waren irischer Abstammung. Die von ihnen produzierten Whiskys wurden daher mit ‚e‘ geschrieben und es wird vermutet, dass sie auch dem irischen Stil entsprachen. Erst Ende der 1920er, lange nach der Zeit von Ned Kelly und Tom Delaney, bestimmte die damals größte legale Destillerie Australiens, dass australischer Whisky künftig den schottischen Destillaten nacheifern sollte. Daran hält man sich auch heute noch.

In den 1940ern begann dann die Hochzeit der Marke Corio. Das Produkt soll zwar scheußlich geschmeckt haben, aber es war bis in die 1960er ein Verkaufserfolg in Australien. Aus dieser Zeit stammen auch etliche nationale Auszeichnungen von Qualitätswettbewerben, wobei Zeitzeugen die Existenz von ernsthafter Konkurrenz allerdings nicht bezeugen können. Die Reifezeit von Corio Whiskys betrug immerhin wenigstens 5 Jahre und die Kapazität der Lagerhäuser war mit ungefähr 5 Millionen Litern für die damaligen Verhältnisse im Lande gewaltig. Zum Vergleich: die größte australische Brennerei produziert heute nur 200.000 Liter Alkohol… pro Jahr.

Man hat in Australien also gelernt, dass Qualität vor Quantität kommt.

Die Neuzeit des australischen Whiskys begann dann also mit der Gründung der Lark Distillery im Jahre 1992, die sich ebenfalls dem vorgenannten Prinzip verschrieben hatten. Eigentlich sollte das gar nicht zu einem Geschäft ausarten, versuchte man doch zu Beginn nur zu zeigen, dass man einen guten Single Malt Whisky auch in Australien produzieren konnte – in einer 75-Liter-Brennblase. Doch es zeigte sich, dass man schon mit dieser Hobbyausrüstung ansprechende Ergebnisse erzielen konnte, und erweiterte die Produktionskette entsprechend. Der Erfolg gibt diesem Weg recht.

Zum Schluss noch ein paar Worte über die südliche Nachbarinsel von Australien, Neuseeland. Da man hier nicht unbedingt von einer Whiskywelt reden schreiben kann, sei mir die Freiheit gestattet, an dieser Stelle ein paar Worte über Neuseeland zu verlieren. Der Löwenanteil der neuseeländischen Whiskytradition geht zurück auf die Willowbank Distillery, die 1969 gegründet wurde, 1974 ihren ersten Whisky verkaufte und 1991 von Seagram’s erworben wurde, die die Produktion 1997 stoppten, die Destillerie im Jahre 2000 endgültig schlossen und die Stills auf die Fiji-Inseln zur Produktion von Rum verkauften.

Die Lagerbestände wurden danach von der New Zealand Whisky Company (NZWC) aufgekauft und werden nun unter den Namen ‚Milford‘ (Single Malt) und ‚Prestons‘ (Blend) verkauft. Hinzu kommen noch etliche andere Produktnamen, die aber kaum ihren Weg nach Europa finden werden. Doch produziert wurde nach 1997 erst mal lange Zeit kein Whisky auf Neuseeland. Nachdem es nach Willowbank eigentlich nur noch Southern Distillers und Southern Grain Spirits gab, die ein paar Single Malts herstellten, wollte Thomson Whisky, ein unabhängiger Abfüller spezialisiert auf Willowbank/NZWC, 2013 eigentlich auch damit beginnen, eigenen Whisky zu brennen. Doch das Ergebnis ist jedoch bislang nicht auffindbar.

3 Gedanken zu “Whiskywelten: Australien”

  1. Interessant.. ich wusste gar nicht, dass es in Down Under wirklich (guten) Whisky gibt. Naja, man lernt nie aus. Danke für die Tipps / Hinweise 🙂

    1. Und wahrscheinlich bedarf der Artikel nach etwas mehr als 2 Jahren schon einer kleinen Auffrischung… mal sehen, wann ich dazu Zeit finde.

  2. Willi

    Da kann man mal sehen, was es noch so für Möglichkeiten gibt, einfach nur sehr interessant 🙂 Danke für den Artikel!

    Grüße Willi

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